Oberösterreich und die November-Revolution 1918

war gesichert und die Demokratie in Oesterreich ver­ ankert . . . Und nun ein Wort an die Frauen: Aus Elend und Not ist das Frauenwahlrecht geboren. In den National-- rat, die Länder und Gemeindestuben entsandten nun die Frauen ihre Vertreterinnen, ihre Wortführerinnen. Mögen; sie von einer Wahl zur anderen immer mehr und mehr seinen wahren Sinn und Wert erfassen, mögen sie erkennen, welch ungeheure wichtige Waffe ihnen gegeben wurde. Gerade der fürchterlichste aller Kriege, der Weltkrieg 1914—1918 mit seinen Kriegsschäden, Menschenverlusten und Nachkriegsauswirkungen muß jede Frau zur Kriegs­ gegnerin machen, aber auch zur Gegnerin jedes Kriegs- spielens. Mit der Kriegsspielerei, auch mit der Bürger­ kriegsspielerei der „Heimwehren" muß endlich Schluß gemacht werden. Die Frauen brauchen friedliche, gedeih­ liche Arbeit. Die Frauen haben im Verhältnis zu den von ihnen aufgebrachten Stimmen sehr wenige Mandate. Ihr Stimmenüberschuß kommt den Männern zugute. Die Frauen müssen daher von den Männer, die mit ihren Stimmen gewählt wurden, verlangen, daß sie im Sinne der Frauen wirken und für die Befriedung in unserem Staate eintreten müssen. Diese Mahnung geht speziell an die bürge r- lichen Frauen; denn es ist nicht anzunehmen, daß sie mit dem häßlichen Kriegsspielen einverstanden sind. Keine Frau darf dies noch länger dulden. Die sozialdemokratischen Frauen der Länder haben aus dem Kriege und den Umsturztagen ihre Lehren gezo­ gen; ihre politische Reife beweisen sie bei allen großen politischen Kundgebungen. Die Frauen müssen mithelfen, daß der Haß sich end­ lich legt und daß der so heiß ersehnte Friede, den alle Frauen wünschen, durch die Frauen kommt. Diese Lehren sollen die Frauen aus den Oktobertagen des Jahres 1918 ziehen. Sie dienen damit ihrer Familie, ihrer Heimat und der Menschlichkeit. 72

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2