Oberösterreich und die November-Revolution 1918

völkerung oder auch 5 Dekagramm amerikanischer Speck. In den Umsturztagen waren aber auch diese kleinen Ra­ tionen nicht gesichert. Das Brot war immer ein Gegen­ stand des Schleichhandels. Ab 18. Oktober an, trafen täglich Männer aus der Front ein, um zu ihren Fami­ lien zu eilen. Da wurde die Lage für unsere Frauen noch unerträglicher Hatten sie für sich und ihre Kinder fast nichts, nun mußte der ganz ausgehungerte, entkräftete Mann auch noch ernährt werden. Eine neue Sorge trat an die Frauen wiederum heran. Sie hatten vielfach in der größten Verzweiflung und der größten Rot die Wäsche, selbst die Kleidung ihrer Mäüner zu den Bauern getragen, um Kartoffeln, Eier oder Milch dafür einzuhandeln. Manche Bauern wollten für ihre Produkte ja nicht einmal mehr Geld an­ nehmen. Die Frauen waren nun der Meinung, daß ihre Män­ ner, wenn sie abrüsten, doch den Anzug bekommen, welchen sie beim Einrücken abfiihren mußten. Leider be­ kamen sie diese Anzüge sehr oft gar nicht oder sie waren gänzlich verdorben. Also neuer Kummer, neue Sorgen. Alle Vorkommnisse, die durch den Zusammenbruch in Er­ scheinung traten, mußten unsere Frauen als stille Dul­ derinnen, als namenlose Heldinnen des Hinterlandes, leidend und schweigend über sich ergehen lassen. Am 21. Oktober traten in Wien die Reichsratsabge­ ordneten der deutschen Wahlkreise zusammen. Das Er­ gebnis dieser denkwürdigen Beratung war der Beschluß, daß das deutsche Volk in Oesterreich sich die konstituie­ rende Nationalversammlung auf Grund des allge­ meinen und gleichen Wahlrechtes wählt. Bis zum Zusammentritt der konstituierenden Natio­ nalversammlung wurden in alle Körperschaften, also in die Landtage und Gemeindestuben Vertreter der Arbei­ ter, unter ihnen auch schon Frauen zur Mitarbeit heran­ gezogen. Sowohl in Wien als in Graz und Linz wurden auch Frauen entsendet. Da waren wohl auch komische Beobachtungen zu machen. Die höchsten Beamten,'Aristokraten usw. buhlten 69

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