Oberösterreich und die November-Revolution 1918

Oer Umsturz und die Frauen. Am 25. Juli 1914 abends wurde der Krieg mit Ser­ bien beschlossen und somit auch zugleich das ungeheure Weltunglück, das sich über vier Jahre hinzog, besiegelt. Aus tiefem Frieden wurden die militärpflichtigen Männer von Wald und Feld, von der Hobelbank und der Maschine, aus Kontor und Schule herausgerissen. Die Väter und Söhne, Brüder, Bräutigame und Freunde mußten fort. Unsere Fr a u e n konnten augenblicklich die Situa­ tion, in welche sie so plötzlich gestellt wurden, nicht fassen. Starr vor Entsetzen standen sie da. Aber als die ersten Bataillone auszogen, um schon nach ein paar Tagen dem Feind entgegengetrieben zu werden, konnte man die gebeugten Mütter, die jungen, oft hoch­ schwangeren Gattinen, die Kinder sehen, wie sie noch auf wenige Minuten den Geliebten, den so Teuren nicht von der Seite wichen. Jedes hat wohl gehofft, der i h r e k o m m e zurück. Und nur allzu viele sind schon int selben Monat ge­ fallen oder als Krüppel ins Spital gekommen oder nach Rußland als Gefangene gewandert. Von Tag zu Tag, von Woche zu Woche wuchs der Kummer der Kriegers- frauen. Nebst dem Sehnen nach einem Feldpostbrief kam das Jagen um Lebensmittel für sie und die Kinder. Wenn es anging, schrieb auch der Mann oder Sohn vom Felde und die Frauen schickten ihm noch gerne von dem Wenigen, was sie hatten. Der Wucher setzte schon im ersten Kriegsmonat ein, wenn es auch vielfach noch unbemerkt blieb. Aber plötzlich tauchte diese 66

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