Oberösterreich und die November-Revolution 1918

drei Parteien mitgefertigt, in dieser Angelegenheit hinausgegeben. Am Hauptplatz tagte die Versammlung der Mann­ schaften und Offiziere, dort wurde die Stimmung immer erregter. Einige Male sprach Gen. Euller be­ ruhigende Worte vom Balkon des Rathauses an die Soldaten mit dem Ersuchen, noch kurze Zeit auszuharren. Mittlerweile setzte Regen ein, verschiedene fremde Redner sprachen in der Versammlung und plötzlich um 5 Uhr wurde unter dem Balköne ein Unteroffizier von den Mannschaften auf die Schulter gehoben, der nach einer kurzen Rede die Parole ausgab, die Soldaten mögen sofort in die Schloßkaserne ziehen, um die Gefangenen zu befreien. Mit jubelnder Begeisterung wurde der Vorschlag aufgenommen, die Menge stürmte in die Schloßkaserne, erbrach den Garnisonsarrest, und leider wurden mit den politischen Gefangenen und den mili­ tärischen „Missetätern" auch die dort internierten Schwerverbrecher freigemacht. Die ganze Stadt war in Aufregung, die Bürgerlichen wurden von Angst ergriffen, die Geburt der jungen Republik ging unter Wehen und Schmerzen vor sich, doch sieghaft bestand sie alle Schwächen und auf den Gräbern der im Kriege Gefallenen glühten die roten Blumen der Freiheit. E. E.

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