Oberösterreich und die November-Revolution 1918

beiterschaft. Der erste Ansatz zu dieser Organisation ent­ stand schon 1917 gleich nach dem Beginn der russischen Revolution. Mehrere Genossen aus verschiedenen Groß­ betrieben hielten schon zu dieser Zeit geheime Konferen­ zen ab, die dann später zur Bildung eines Revolutions­ komitees führten. Aber erst beim Jännerstreik trat diese neue Organisationsform der stark in Gärung befind­ lichen Arbeiterschaft in die Oeffenllichkeit. Kurze Zeit nach Beendigung des Streiks löste sich dieser erste Ar­ beiterrat wieder auf. Cr kam aber wieder, als die Ar­ beiterschaft eines Instrumentes bedurfte, das ihr die Mög­ lichkeit gab, am öffentlichen Leben direkten Anteil zu neh­ men und ihren leidenschaftlichen Willen zu bekunden, am Aufbau des neuen Staates, der von ihr geschaffenen Re­ publik mitzuwirken..,. Der Arbeiterrat beschloß aber auch abzutreten, als die Kämpfe der Arbeiterschaft wie­ der mit den bewährten Kampfmitteln der Gewerkschaften und der Partei geführt werden konnten. Die Erkenntnis, daß die historische Mission des Arbeiterrates erfüllt sei, weshalb sein Fortbestand nicht mehr zu den Notwendig­ keiten gehöre, bewog die Mitglieder des Arbeiterrates, die Auflösung dieser revolutionären Einrichtung ein­ hellig zu beschließen. Dieser Beschluß legt Zeugnis ab von der Reife und Selbstlosigkeit der österreichischen Ar­ beiterschaft, er war eine Tat. Wenn nun heute die bürgerlichen Hetzer in ihrem fanatischen Hasse gegen die aufstrebende Arbeiterschaft davon faseln, daß die Sozialdemokraten die Diktatur über das Bürgertum anstreben, dann sei auf die Zeit nach dem Kriege hingewiesen, als es in Oesterreich keine Macht gab, die die Diktatur des Proletariats verhindern konnte, wenn Arbeiterschaft und Arbeiterrat sie gewollt hätten, auf die Zeit, in der die Arbeiterschaft am stärksten war. Ihre Führer hatten aber nicht den Ehrgeiz, das Volk zu beherrschen, sondern demselben zu dienen. Richard Straßer.

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