Oberösterreich und die November-Revolution 1918

Mütter, die sich Nächte lang um ein paar Kartoffeln, um wenige Dekagramm Fett oder Zucker anstellen mußten, während der „Gnädigen" diese notwendigen Lebensmittel zumeist durch die Hintertür verabfolgt wurden, diese von allen Nutznießern des Krieges befürchtete Rache des „Pöbels" blieb aber aus. Die Errichtung der Republik vollzog sich ohne Blutvergießen. Daß sich 'ber Umsturz unblutig vollzog, daß den Ver­ wüstungen im Feindeslande nicht auch noch Verwüstun­ gen der Heimat folgten, ist ein Verdienst;ber damals über­ all erstandenen Arbeiter- und S o l d a t e n r ä t e. Zusammengesetzt aus Vertretern der Arbeiter und An­ gestellten aller Schichten und Berufe der werktätigen Be­ völkerung, war der Arbeiterrat imstande, auf die ganze Bewohnerschaft jener Gebiete, für die er gewählt wurde, einzuwirken. Der LinzerArbeiterrat, eine Körperschaft von über 300 Mitgliedern, wurde von der Arbeiterschaft als ihre Vertretung in allen wichtigen Fragen anerkannt. Wählbar und wahlberechtigt waren nur Angehörige der werktätigen Bevölkerung. Die Arbeitslosen wählten ihre Vertreter in zum Zwecke der Wahl einberufenen Arbeits­ losenversammlungen. Drei Vertreter des Soldatenrates hatten Sitz und Stimme im Arbeiterrat, wie Umgekehrt Vertreter des Arbeiterrates Sitz und Stimme im Sol­ datenrat hatten. Draußen in der Provinz wurden in allen Orten mit industrieller Bevölkerung Lokal­ arbeiterräte gebildet, die bann ihre Vertreter in den Bezirksarbeiterrat am Sitze der Bezirks­ hauptmannschaft entsandten. Vertreter aller Bezirks­ arbeiterräte bildeten den Landesarbeiterrat mit dem Sitze in Linz. Mit der Durchführung seiner Arbeiten wurde die Exekutive des Linzer Arbeiterrates, bestehend aus 10 Mitgliedern, betraut. Die Länder entsandten Dele­ gierte in den Reichsarbeiterrat mit dem Sitze in Wien. Die Tätigkeit der Arbe-iterräte erstreckte sich auf alle -Gebiete des politischen, sozialen und wirtschaftlichen 56

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