Oberösterreich und die November-Revolution 1918

Linzer ^evoluiionseindrücke. Nachstehende Zeilen wollen keine Geschichtsschreibung sein, sondern eine schlichte Summe von Erlebnissen, die auf Vollständigkeit keinen Wert legen. Sie sollen zeigen, welche Gefahren damals unserer Landeshauptstadt droh­ ten, wenn es nicht schließlich doch gelungen wäre, die Bewegung in die richtigen Bahnen zu leiten. Natürlich gab es damals Ereignisse, die besser unterblieben wären. Wer aber will einem hungernden Volke, wer will den meist wie Sklaven behandelten Soldaten darob Vorwürfe machen? Im allgemeinen hat unser gutmütiges Volk schnell wieder zu geordneten staatlichen Verhältnissen zu­ rückgefunden, wenn auch mehr als einmal die Lage äußerst bedrohlich war. Schon Ende Oktober 1918 begannen sich die bestehen­ den Gewalten aufzulösen. Aber noch taten die Soldaten, wenn auch unwillig, ihren Dienst. Das erste äußerliche Symptom dafür, daß sich die militärische Ordnung auf­ zulösen beginne, war für den Schreiber dieser Zeilen eine Ohrfeigenszene auf einem Bahnhof im Kremstal, wo ein als Soldatenschinder bekannter blutjunger Reserve-Ober­ leutnant von einem Gefreiten eine Ohrfeige erhielt, die wahrlich nicht von schlechten Eltern war. Ünd der gegen seine Untergebenen so schneidige Kriegsheld machte nicht einmal den Versuch einer Gegenwehr, sondern — ver­ duftete. Als ich — ich war am Allerheiligentage auf

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