Oberösterreich und die November-Revolution 1918

probierte es mit den verschiedensten Systemen, ohne sich für eines dauernd entschließen zu können. Man koket­ tierte mit dem Frieden, ohne den Mut zu finden, mit den größenwahnsinnigen deutschen Durchhalte-Generalen ein ernstes Wort zu sprechen. Und man sprach von Demokratie und ließ dabei die Militärdiktatur schranken­ los bestehen. Unser Fritz Adler hat durch seine Schüsse auf den Grafen Stürgkh das erste Zeichen revolutionärer Ent­ schlossenheit gegeben. Es ist gewiß von den Herrschenden beachtet worden. Aber man hat keine richtigen Lehren daraus gezogen. Die herrschenden Kreise taumelten blind in den Umsturz, den sie sich durch ihr Verhalten redlich verdient haben, hinein . . . Als die b a l k a n i s ch e n Bundesgenossen zusammengebrochen waren und dadurch der Entente die südlichen Tore Ungarns geöffnet wur­ den, kamen die Dinge rasch in Fluß. Der letzte Iämmer- ling auf dem Habsburger-Thron glaubte sie noch mit Manifesten, Armee- und Flottenbefehlen meistern zu können. Er versprach einen Föderativstaat auf nationalen Grundlagen. Dieses Versprechen kam um Jahre zu spät. Die nichtdeutschen Völker hatten sich schon vom Kaiser­ staat abgewendet und waren für ihn nicht mehr zurück­ zugewinnen. Die Tschechen proklamierten alsbald ihren Nationalstaat, die Gegenwehr des kaiserlichen Militärkommandanten in Prag gelangte über eine Be­ sprechung nicht hinaus . . . Und einige Zeit später kehrte triumphierend der ehrwürdige Weise der tschechi­ schen Nation, Thomas Garigue M a s a r y k, der sein Volk in die nationale Freiheit geführt hatte, im Triumph aus dem Exil in die Heimat zurück. Schon vorher hatten sich am 21. Oktober die Abgeordneten der deutschen Reichsratswahlkreise Oesterreichs zum N a t i o n a I r a t konstituiert. Diese Erstlingssitzung der Volksvertretung proklamierte im niederösterreichischen Landhaus den Entschluß, den freien Volksstaat Deutschösterreich zu er­ richten. Diese erste Nationalversammlung wählte als ihr Präsidium den Genossen Karl S e i tz sowie die Abge­ ordneten Dr. Dinghofer und Fink . . .

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