Oberösterreich und die November-Revolution 1918

auf Drängen der sozialdemokratischen Staatssekretäre verkündete Prinz M a x v o n B a d e n, der letzte Kanzler des wilhelminischen Deutschlands, die Abdankung W i 1= Helms II., der, sich vor dem Zorn der Hauptstadt fürch­ tend, ins Große Hauptquartier begeben hatte. Statt den einzig für ihn ehrenvollen Ausweg zu suchen, den Tod aus dem Schlachtfeld, gab Wilhelm, der von „seinen" Soldaten so oft das Aushalten „bis zum letzten Hauch von Mann und Roß" verlangt hatte, wie ein Deserteur bei Nacht und Nebel Fersengeld und floh nach Holland, wo er zunächst in Amerongen ein Asyl fand. Er fand übrigens bald Nachahmer. Auch „Held" Lude n- d o r f f, der spätere Abgott der Hakenkreuzler, setzte sich grüne Brillen auf und ging als „Kaufmann Erich Lind­ ström" ins sichere neutrale Schweden. Der Zusammen­ bruch des kaiserlichen Hohenzollern-Thrones zog auch den Zusammenbruch aller deutschen Duodezfürsten nach sich. Ueberall übernahmen die Vertreter des Volkes provi­ sorisch bis zur Wahl der verfassunggebenden deutschen Nationalversammlung, die in der schweren Zeit in Weimar zusammentrat, die Regierung. In B e r- I i n amteten aber die Volksbeauftragten, darunter der spätere erste Präsident der deutschen Republik, Genosse E b ert. Und ein anderer Volksbeauftragter Matthias Erzberger übernahm es, im düsteren Wald von Compiegne den Waffenstillstand mit der Entente ab­ zuschließen. Er wurde dafür später von den Haken­ kreuzlern schmählich ermordet ... Es ist hier nicht der Platz, die gigantische Riesenarbeit, die das republikanische Deutschland unter der Führung der Sozialdemokratie ge­ leistet hat, die Verdienste um die äußere und innere Be­ friedung des deutschen Volkes zu schildern. Wenn wir den Umsturz in Deutschland etwas eingehender behan­ delt haben, geschah es, weil dieser Umsturz den stärksten Einfluß auf die Gestaltung der ö st e r r e i ch i s ch e n Verhältnisse hatte. In Oesterreich waren die Verhält­ nisse schon lange labil geworden, das zeigte sich vor allem an der Unsicherheit der Herrschenden. In Oesterreich und in Ungarn jagte ein Ministerium das andere, man 39