Oberösterreich und die November-Revolution 1918
und Rumäniens, die neue österreichische Streitkräste banden! und erst recht mit dem Eintritt Amerikas, ver schlechterte sich die Lage der Mittelmächte so sehr, daß an keinen Sieg mehr zu denken nmr. Vielleicht aber wäre noch ein Remissrieden, bei dem die Mittelmächte mit einem blauen Auge davongekommen wären, möglich ge wesen. Ls ist die tragische Schuld der Annexionisten, der „Vaterlandsparteien" und sonstiger „Durchhalter", daß es zu diesem Frieden, der keine Sieger und keine Besiegten gekannt hätte, nicht gekommen ist. Man muß übrigens der Wahrheit die Ehre geben: In Oesterreich waren die Staatsmänner weitsichtiger als die deutschen Siegsriedler und Durchhalter-Generäle, wohl weil hierzulande der Weg zum Untergänge kürzer war als in Deutschland, das doch ganz andere Kraftquellen besaß als der Habsburger- staat. Es ist aber ihre tragische Schuld, daß sie bewußt die Völker in den Zusammenbruch führten und nicht die Kraft besaßen, die deutschen Annexionisten zum Ausgeben ihrer wahnsinnigen Pläne zu zwingen. Zu Beginn des Jahres 1918 war der Krieg für die Mittelmächte bereits verloren. Die Deutschen hatten ihre letzten Kräfte in Teiloffensiven und int aussichtslosen U-Bootkrieg verzettelt und konnten den Tankgeschwadern der Entente nichts Ebenbürtiges entgegenstellen und in Oesterreich, das auch unter einer schweren Berwa'ltungs- desorganisation litt, wütete der Hunger. Aber auch mili tärisch wurde die Lage immer verzweifelter. Wir konnten einfach nicht mehr. Wir besaßen keine Lebensmittel, keine Kleidung, vielfach keine Befchuhung und nn den Fronten kämpften gegen immer frische Ententekrüfte Greise und Knaben. Richt der „Defaitismus" hat Oesterreich besiegt; sondern wir wurden es militärisch aus dem Schlachtfeld und wirtschaftlich in der Heimat. In den ersten Novembertagen 1918 zerbrachen die Fronten und mit ihnen der Kaiserstaat und seine Ge walten. Die Völker befreiten sich. Sie sahen sich freilich dem Nichts gegenüber. Wir hatten bis zum „bitteren Ende" durchgehalten. 28
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