Oberösterreich und die November-Revolution 1918

Oesterreich die französische mit dem Bau der militärisch völlig wertlosen Lagersestung Linz. In jener Zeit steckte Oberösterreich und der ganze Kaiserstaat noch tief drinnen im Mittelalter. Bieder­ in e i e r z e it und Vormärz hielten die Menschen im Bann. Das Jahr 1848 hat wohl auch Wellen in unser Land getrieben; zu gewaltsamen revolutionären Er­ hebungen wie in den Reichshauptstädten Wien und Pest ist es hierzulande aber nicht gekommen. Eine bleibende Frucht des Jahres 1848 war die Bauern b efre i- u n g, die auch die oberösterreichischen Bauern vom Band der Erbuntertänigkeit loslöste und die patrinionials Ge­ richtsbarkeit der Gutsherrschaft aufhob. Ins Frankfurter Parlanrent wühlte das Land ob der Enns m. a. den Linzer Bürgermeister W i s e r, den Kremsmiinsterer Benedik­ tinerpater Beda P i e r i n g e r und den Schriftsteller Julius von der Traun aus Steyr. In manchen Orten haben sich damals aus den bestehenden Bürgergarden, die bisher die Fronleichnamsprozessionen verschönerten, revo­ lutionäre Nationalgarden gebildet, die, als die Regierung wieder Oberwasser erhielt, aufgelöst wurden. Die revolutionäre Gesinnung hat nicht lange vorge­ halten. Dafür sorgte schon die Regierung. Und auch dem Bürgertum wurde bange vor der neuen Klasse, die all­ mählich nach dem Verdämmern der Zunstzeit automatisch mit den Fabriken emporwuchs: Bor der Arbeiter­ schaft. Es brauchte freilich ein Menschenalter, bis sich diese ihrer geschichtlichen Sendung bewußt wurde- und sich von überkommenen Vorurteilen emanzipierte. Aber, als ihre Stunde schlug, als der uralte Thron der Habsburger, die 636 Jahre im Lande als Erbfürsten saßen, zerbarst und Zepter und Krone und Fürstenmantel in bett Staub rollten, da waren die Arbeiter am Platz. Die jahrzehntelange Vorarbeit der Soz ialde nt o- kr atie, die eindringlichen Lehren des Weltkrieges, mit dessen Blutschuld sich Habsburg belastet hatte, Hunger und Entbehrungen hatten das revolutionäre Arbeiter- geschlecht erzeugt, das nun zum Vorkämpfer für den freien 20

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