Oberösterreich und die November-Revolution 1918

geisterte Anhänger jener Gewalten sind, die ihre Vor­ fahren vor 300 Jahren so grausam gepeinigt hatten. Wiederum einige Zeit später. Das Land hat sich allmählich von den Wunden, die der Aufftand der Landeskultur und der Bevölkerung schlug, erholt. In Ungarn vertreiben die kaiserlichen Soldaten die Türken und ein gewisser Wohlstand kehrt wieder ein. Das Land schmückt sich mit profanen und kirchlichen Barockbauten, es erstehen die prunkvollen Klosterburgen und die the- resianischen und josefinischen Reformen sorgen dafür, daß die Erregung der unterdrückten Klassen nicht zu solch elementaren Mitteln greift wie die Bauernhelden von anno 1626 und wie die französischen Revolutionäre vom Jahre 1789. Die französische Revolution mündet ein in den Imperialismus Napoleons und seine Streiter durchziehen auf ihren Kriegszügen auch den Boden unserer Heimat. Es war eine traurige Zeit damals, als Urgroß­ vater die Urgroßmutter freite. Wieder spürte das Land den sengenden Atem des Krieges, wieder wich der ange­ sammelte Reichtum der Not, wieder wurde Schmalhans Küchenmeister und wieder litten die Fluren und bluteten Heimatsöhne für Habsburg. Unter allen österreichischen Erbländern wurde damals Oberösterreich als Einfallstor der Franzosen vielleicht am ärgsten hergenommen. Und was der Krieg noch übrig ließ, verschlang die große Staatspleite, als der Kaiserstaat fein Geld „devalvierte" und dekretierte, daß ein Gulden, der ehedem 60 Kreuzer wert war, nur mehr 12 Kreuzer kosten sollte. Dabei ist es nicht geblieben . . . Wenn Oberösterreich die damalige Finanzkrise, die freilich Jahrzehnte andauerte, schließlich überwinden konnte, verdankt es dies nicht am wenigsten dem Umstand, «daß die französische Kriegsentschädigung — unseres Wissens die einzige, die Oesterreich je erhielt — dem Lande durch d i e Er b a u u n g der Fe st u n g Linz zugutekam. Das schuf unendlich viele Ärbeits- gÄegenheiten. Die militärischen Sachverständigen behaup­ teten allerdings mit Recht, daß noch nie ein Staat eine Kriegsentschädigung so leichtsinnig verpulvert habe wie 18

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