Handelsbuch des Nikolaus Bartlme 39 Georg Partlme zu identifizieren; dieser Bartlme ist in den Jahren 1573-1598 in den Verzeichnissen des Budweiser Rates zu finden.36 Ein Thomas Bartlme wird 1602 als Ratsmitglied und Besitzer von zwei Häusern auf dem Platz angeführt. Sein Hausbesitz reiht ihn zu den reichsten Bürgern von Budweis. Als Ratsmitglied wird er zum erstenmal im Jahre 1594 erwähnt.37 Ein anderes Mitglied der Familie Bartlme - Simon - war von 1601 bis 1619 Mitglied des Äußeren Rates.38 II. Anlage und Führung des Geschäftsbuches Das Handelsbuch des Eisenhändlers Nikolaus Bartlme dokumentiert schon durch sein Äußeres den Reichtum des Besitzers. Dies bezeugt sowohl der Umfang des Buches als auch dessen Einband. Die Papierbogen zur Anlage des Buches (27 Bogen) kaufte Nikolaus auf einmal, wie es das einheitliche Filigran beweist. Es zeigt den gotischen Buchstaben "P" mit einem Schild, in welchem ein Föhrenzapfen abgebildet ist-dem Wappen der Stadt Augsburg. Das Filigran stimmt mit der Abbildung Nr. 8880 in Briquets Werk "Les Filigranes" überein.39 Aus diesem Grund ist anzunehmen, daß das Papier aus einer Augsburger Papiermühle stammt. Es war in ganz Mitteleuropa und in der Alpenregion verbreitet, wie es Briquet aus Archiven in Böhmen, Bayern, Salzburg, Kärnten, Ungarn und in der Steiermark belegt, dies gerade zur Mitte des 16. Jahrhunderts und insbesondere in den 60er-Jahren, als Nikolaus sein Handelsbuch anlegte. Es ist anzunehmen, daß das Papier durch Vermittlung von Kaufleuten nach Budweis kam, die von Augsburg nach Linz kamen und über Freistadt und Budweis nach Prag weiterzogen. Die Papierbogen sind in 5 Quaternen, 2 Quinternen und 6 Sexternen zusammengeheftet und in einen feinen Renaissanceeinband zusammengebunden.40 Die Vorderseite des Einbandes ist dekorativer; in einem aus geometrisch geraden Linien bestehenden Ornament finden wir folgende Abbildungen in Blindprägung: in beiden Seitenfeldern sowie im unteren Feld die antiken Philosophen Platon, Sokrates und Aristoteles, in den drei inneren Feldern abwechselnd die Figuren von 36 Jaroslav Kubak, Mestska rada Ceskych Budejovic, 113 37 Jaroslav Kubak, Mestska rada Ceskych Budejovic, 114; derselbe, Topografie mesta Ceskych Budejovic, 12, 25 38 Jaroslav Kubak, Mestska rada Ceskych Budejovic, 114 39 Charles Moise Briquet, Les Filigranes. Dictionnaire historique des marques du papier, 2. Ed., Bd. 3, Leipzig 1923 (Zitation nach dem anastatischen Druck Hildesheim - New York 1977) 469. Schild mit Abbildung eines Kieferzapfens evidiert unter Nr. 2112, Bd. 1, 157 4-0 Die einzelnen Papierlagen wurden noch vor dem Einband des Codex selbständig benutzt. Die Saldokontos sind jedoch nicht mit Quaternen identisch und wurden nicht an diese gebunden.
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