Handelsbuch des Nikolaus Bartlme 115 Wir wissen nicht, bis zu welchem Grad sie durch das jeweilige Milieu, dem beide entstammen, beeinflußt wurden, durch ihren Bildungsgrad oder durch das Aneignen unterschiedlicher Praxis. Ein unterschiedliches System beim Schreiben des gesprochenen Wortes ist jedoch auf den ersten Blick erkennbar, wenn auch eine augenscheinliche Zwiespältigkeit der Rechtschreibung bei Nikolaus zur Vorsicht mahnt. Wir bemerken bei ihm eine Uneinheitlichkeit bei der Verdopplung der Mitlaute (auf / auff, in/ inn, geschikt / geschiktt, zalt / zaltt), bei der Verwendung der Diphtonge (mier / mir, schiekt / schikt), die konsequente Nichtverwendung des Dehnungs-h, (haken/ hakhen) und eine variierende Verwendung der Selbstlaute a und o (taller / toller, nah/ noh, sal / sol, Leopoldschlag/ Leopoldschlog). Nikolaus unterscheidet auch nicht zwischen "u" und "w" im Wortfrau (fraw). Der Herausgeber respektiert diese Verschiedenheiten, obwohl man diese vom Standpunkt der Sprachanalyse kaum überschätzen dürfte. Übrigens könnte sich in einigen Fällen auch die Berechtigung der gewählten Art der paläographischen Transkription als problematisch erweisen. Man denke nur auf die Schwierigkeiten bei der eindeutigen Unterscheidung der Schreibweise der Buchstaben "a" und "o". Die Geläufigkeit der Schrift, wie sie im Buch anzutreffen ist, ruft aber bei der Schreibung des graphisch zusammengezogenen Konsonanten "eh" größte Unsicherheit hervor. Die Schwankung der Schreibweise "h" / "eh" ist hier eindeutig erwiesen. In der Edition ist sie mit der Transkription ih / ich, Eustah / Eustach, shin / schin und shani.h / scharach dokumentiert. Freilich könnte die paläographische Analyse in manchen Fällen als subjektiv bezeichnet werden. So hat der Schreiber den Bogen des Buchstabens "c" ungenügend angedeutet, insbesondere dort, wo es sich um die Anbindung an den Buchstaben "s" handelte. Größere Sicherheit herrscht bei der Feststellung des Buchstabens "c" in Anbindung an "i" und "a", mit Ausnahme der laufenden Verwendung des Wortes scharach, wo es wechselweise zur Auslassung des Buchstabens "a" oder "r" kommt. Der Herausgeber ging daher von der eigenen Kenntnis des Schriftzuges von Nikolaus aus. Dabei läßt sich feststellen, daß Nikolaus anfänglich der Schreibweise "h" eindeutig den Vorrang einräumte, jedoch muß bemerkt werden, daß beide graphische Arten der Bezeichnung des Konsonanten "eh" vorkommen. Anders ist die Orthographie, welche in den Jahren 1565-1568 der Helfer des Nikolaus gebrauchte. In den Eintragungen überwiegt eindeutig die Schreibweise "eh" gegenüber "h", die Verwendung des "u" statt des "w" wird weniger, dagegen werden die Diphtonge vermehrt verwendet sowie die Schreibung von "o" anstatt des bisher üblichen "a" (hocken, stochel) . Neu erscheint die Verdopplung der Konsonanten nach kurzen Vokalen (stanng), das Graphem "ck" und das Doppel-s dort, wo Nikolaus ausschließlich "s" (eissen) oder sogar "ß" verwendete. Der Helfer führte für Umlaute sogar eigene Zeichen über den Vokalen ein. In der Edition wurden diese Zeichen über dem "a" (Ätti) respektiert; ein Beleg für deren Verwendung über dem Vokal "u" fehlt und die Gewohnheit, dieses Zeichen über den Buchstaben "e" und "i" zu setzen, wurde in der Transkription nicht übernommen.
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