110 Zdenek S i m e c e k Die Höhe des Ertrages an Grenzzoll, wie wir ihn in Böhmen aus der Halbjahresabrechnung 1587/88 (von St. Gallus bis St. Georg) kennen, gibt Auskunft über den Anteil der aus Böhmen ausgeführten Waren. Der in Budweis eingehobene Zoll war unter allen anderen Zollstationen in Südböhmen der höchste. Der Ertrag entsprach seiner Höhe nach nur einer einzigen Zollstelle im Lande: Pfraumberg - Rosshaupt, wo die Exportwaren nach Nürnberg das Land verließen. Bekanntlich spielte auch hier der Handel mit Schlesien eine große Rolle.130 Die Ausfuhr nach Nürnberg stagnierte noch in der Zeit vor der Schlacht am Weißen Berg und Budweis wurde hinsichtlich des Zollertrages nur in den Jahren 1612-1617 von Komotau übertroffen. 131 Der Export von Lebensmitteln und Textilwaren war eine einheimische Angelegenheit, wogegen Häute, Wachs, Färbemittel, Honig und zum Teil auch Tuche dem Fernhandel zukamen. Aus den für die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts zur Verfügung stehenden Quellen sehen wir, daß die Aktivitäten der Budweiser Kaufleute aufden österreichischenBereich ausgerichtet waren. Budweiser Kaufleute sind oft aufden Linzer Märkten anzutreffen. Die lebhaftesten Beziehungen, bedingt auch durch Familienbande, unterhielten sie jedoch zu Freistadt. Die Ansicht, daß Budweis durch Vermittlung von Freistadt das Tor des Handels nach Böhmen bilde, behielt weiterhin ihre Richtigkeit. Diese Stellung erreichte diese südböhmische, von König Sigismund an den österreichischen Herzog Albrecht verpfändete Stadt in der Zeit der Hussitenkriege, als die Grenzen Böhmens geschlossen waren und dieser Albrecht verfügte, daß der Handel der österreichischen Städte mit Böhmen über Vermittlung von Budweis zu tätigen sei. Die Budweiser Bürger hatten zu garantieren, daß unter dem Mantel des Handels keine Spione oder Verbreiter der Ketzerei in österreichische Städte kommen.132 Schon damals suchten vermutlich die Budweino Die Analyse der Zollrechnung vom J. 1587/88 bei RudolfSchreiber, Verlagerungen imAusfuhrhandel Böhmens im Spiegel des Grenzzolls 1587/1691. In: Zeitschrift f. Geschichte der Sudetenländer 6 ( 1942/43) 42-57 131 Über böhmisch-österreichische Beziehungen in der Zeil der Hussitenkriege an der österreichischen Seite Ferdinand Slöller, Österreich im Kriege gegen die Hussiten (1420-1436). In: Jahrbuch f. Landeskunde von Niederösterreich, N. F. 22 ( l 929) 1-87 und Silvia Petrin, Der österreichische Hussitenkrieg 1420-1434, Wien 1982. Über die konkrete Gefahr für Freistadt siehe Zdenek Simecek, K vyzkumu pramenü o ohlasu husitstvi v hornorakouskych archivech (Zur Erforschung der Quellen über den Widerhall des Hussitismus in oberösterreichischen Archiven). In: Husitsky Tabor 10 (1988-1991), Tabor 1991, 215218 . Über die Verhältnisse in Budweis als Pfandstadt des Herzogs Albrecht siehe Zdenek Simecek, Ceskt\ Budejovice v obdobi husitskt\m (Budweis in der Hussitenzeit). In: Jihocesky sbornik historicky 14 (1965) 14-30 132 Die Klage der Budweiser Kaufleute an Pfalzgraf Otto vom J. 1467 gedruckt bei Heribert Sturm, Archivalien über Beziehungen zwischen Bayern und Böhmen im Staatsarchiv Amberg. In: Bohemia Jahrbuch 1961, München 1961, 125-152. Die tschechische Öffentlichkeit hat mit dem Text bekannt gemacht Bohumir Janousek, K obchodnfm stykümjiznfch Cech s Horn! Falci v 2.polovine 15. stol. (Zu Handelsbeziehungen Südböhmens mit der Oberpfalz in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts), in: Jihocesky sbornik historicky 36 (1967) 212
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