Handelsbuch des Nikolaus Bartlme 109 Verwendung der tschechischen Bezeichnung weist ebenfalls daraufhin, daß diese Ware speziell für den Verkauf in den böhmischen Ländern erzeugt wurde.126 Viel enger als mit dem Eisenhandel war Budweis im wirtschaftlichen und im Geschäftsleben mit dem Salzhandel verbunden. Einen eindeutigen Beweis liefert der Anteil der Einnahmen am Salzhandel, der sich in der Zeitspanne 1505 - 1570 zwischen 22 und 39 % der Gesamteinnahmen der Stadt bewegte.127 Von noch größerer Bedeutung war der Salzhandel für die Infrastruktur der städtischen Gesellschaft. Die großen, die Stadt passierenden Salzmengen, deren Transport von Freistadt nach Budweis und weiter nach Moldautein erfolgte, zogen eine Ausrichtung des Verkehrs zur Stadt hin nach sich, wodurch es wiederum möglich wurde, Waren aus den ausgedehnten Gebieten Zentral- und Ostböhmens sowie Westmährens preisgünstig nach Budweis zu bringen. Gemeinsam mit dem nord-südlich und umgekehrt ausgerichteten Fernhandel wurden so günstige Voraussetzungen für die Verknüpfung des Straßentransportes mit dem Transport per Schiff auf dem Wasser geschaffen.128 Allein dank dieser Tatsache ist das Einzugsgebiet des Budweiser Marktes derart weitläufig geworden, daß nicht nur die der Stadt gehörenden Schoßdörfer, kleine Rittersitze derUmgebung und angrenzende Dominien (Frauenberg,Wittingau, Gratzen, Krumau und Rosenberg) mit erfaßt wurden, sondern auch die Region der Böhmisch-Mährischen Höhe (Neuhaus, Iglau, Pirnitz, Teltsch, Persteiner Dominien in Neustadtl, Politschka), das mittlere Moldaugebiet und das Einzugsgebiet der Wotawa.129 Es ist symptomatisch, daß die Geschäftsaktivitäten eindeutig aufseiten jener zu finden sind, die entweder mit Waren nach Budweis kamen oder dort Waren abholten. Weiter in die österreichischen Länder wurden über Budweis schlesische Tuche, Leinen und landwirtschaftliche Produkte gebracht. In die Gegenrichtung gingen wieder Salz, Eisen, Wein und südländische Waren. 126 Siehe die Tafel bei Frantisek Kavka, Mestske hospodarstvi Ceskych Budejovic, 34. Die Bearbeitung der Angaben über den Salzhandel Miloslav Volf, Piispevky k historii obchodnich styku s cizinou ve stredoveku (Beiträge zur Geschichte der Handelsbeziehungen mit dem Ausland im Mittelalter). In: Casopis Spolecnosti pratel starozitnosti ceskych 41 (1935) 97-102, 163-177, 44 (1936) 30-38, 69-78, 125-131; derselbe, Boj o solny monopol v Cechach v XVI. a na pocatku XVII. stoleti (Der Kampf um das Salzmonopol in Böhmen im 16. und am Anfang des 17. Jahrhunderts). In: Cesky casopis historicky (1933) 297-326, 505-536; Frantisek Gabriel, Obchod soll v Cechach v dobe od I7. do pocatku 19. stoleti (Salzhandel in Böhmen vom 17. Jahrhundert bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts). In: Rozpravy CSAV, Rada spolecenskych ved 77 (1967) Nr. 12. Über die Bedeutung des Salzhandels für Budweis siehe Zdenek Simecek, Salz und das Haushaltswesen südböhmischer Städte 127 Siehe Zdenek Simecek, Der Salztransport auf der Moldau von Budweis nach Moldautein lll! Das Gebiet hat Frantisek Kavka, Tiidnl struktura Ceskych Budejovic, 148 f. umrissen. 129 Über den Nürnberger Handel nach Schlesien durch Böhmen siehe Eduard Maur - Josef Petraii, Tranzyt towar6w wroctawskich przez Czechy do Norymbergi w latach 1540-1576 (Warentransit aus Breslau durch Böhmen nach Nürnberg in den Jahren 1540-1576). In: Slaski kwartalnik historyczny Sob6tka 19 (1964) 336-364. Aus neuen Quellen ergänzt und interpretiert von Richard K.lier, Der schlesische und polnische Transithandel
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