Das Handelsbuch des Budweiser Eisenhändlers Nikolaus Bartlme 1560-1568

108 Zdenek S i m e c e k der Frage, ob die Erzeugnisse aus dem heimischen und dem eingeführten Eisen in gleicher Weise imstande waren, der Konkurrenz auf anderen Märkten in Böhmen standzuhalten. In den Prager Stadtbüchern habe ich keine Schulden nach Budweis feststellen können, welche die im Budweiser Hammerwerk erzeugten Eisensorten und Eisenwaren betroffen hätten. Das Sortiment zeigt, daß es gewöhnliche Eisensorten waren (Schieneneisen, Stangeisen, Blech, landwirtschaftliche Geräte und Beschläge), und auch das Register über bar verkaufte Eisenwaren deutet an, daß es sich zum Teil um Verkäufe en detail handelte.121 Als Gegensatz dazu liegen Nachrichten vor, daß steirischer Stahl bzw. daraus in Budweis erzeugte Waren von Budweis nach Prag gingen. Im Jahre 1530 hatte der Prager Schwertfeger Hans! Schulden beim Budweiser Kaufmann Volf, und gleichzeitig erfahren wir, daß er auch in Steyr verschuldet war.122 Die Erzeugung von Schwertern hatte in Budweis eine gute Tradition. Den guten Ruf der Erzeuger nutzte schon im Jahre 1542 König Ferdinand 1., als er in Budweis die Herstellung von 200 Degen nach einem gelieferten Muster in Auftrag gab.123 Später, im Jahre 1608 schuldete der Altstädter Schwertgriffschmied Friedrich Taubenreyter dem Melichar Meringer aus Budweis die hohe Summe von 114 fl 34 kr.124 Im Prager Ungeltregister vom Jahre 1597 sind auf dem Prager Markt Messerklingen aus Budweis belegt, jedoch keinerlei Waren, deren Herkunft aus dem städtischen Hammerwerk zu vermuten wäre. Daß die in Budweis erzeugten Klingen geringer geschätzt wurden als Schwerter aus Steyr, bezeugt die Verhöhnung, der ein Budweiser Schwertfeger auf dem Jahrmarkt in Moldautein im Jahre 1560 ausgesetzt wurde . Irgendein Mann nahm ein Schwert und begann es zu zerbrechen, um seine schlechte Qualität zu demonstrieren. Der Budweiser Stadtrat nahm darauf den Schwertfeger in Schutz.125 In den oberösterreichischen Städten prosperierte nach wie vor die Erzeugung von Waffen, die in den böhmischen Ländern einen guten Absatz fanden . Nachweise darüber liefern Angaben aus Freistadt, wo im 16. Jahrhundert Haudegen als "böhmische", d.h. nach Böhmen bestimmte Ware bezeichnet wurden. Der tschechische Terminus in verdeutschter Form "desseken" ist schon im Kaufleuteregister vom Jahre 1516 anzutreffen; laut Verlassenschaftsinventar vom Jahre 1572 befanden sich im Besitz des Freistädter Kaufmannes Paul Geißenheimer auch "dissägken" oder "tissaken". Die 121 Das Sortiment ist sichtbar aus dem Register Eysen Rechnung am 25 Tag Junii angefangen bis auff24 Tag Dezembris beschlossen. 1543 . Das Register in Abteilung Stadtbücher, Sign. XV d 78 . Ein anderes Register über für Bargeld verkauftes Eisen gehört zum Jahr 1545, Sign. XV d 77. 122 Die Nachricht über den Schwertfeger Hans! im Archiv der Hauptstadt Prag, Handschrift Nr. 2142, f. N 13 123 Die Nachricht abgedruckt bei Franz Seraphin Seyser - Franz Xaver Illing, Kurz gefaßte Chronik der Berg- und Kreisstadt Budweis, Budweis 1841 , 78 12◄ Über Taubenreyters Schuld Jiii Pesek, Praiske mestanske zbrojnice 125 Konzeptenbuch 1560-1561, Sign . XII a 33

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