Das Handelsbuch des Budweiser Eisenhändlers Nikolaus Bartlme 1560-1568

106 Zdenek S i m e c e k Daß die Zusammenarbeit im Handel realisiert wurde und daß sie für Budweis Vorteile brachte, zeigen vor allem die Entfaltung des Lebensmittelgewerbes in der Stadt und die Erfolge der Budweiser beim Verkauf landwirtschaftlicher Produkte und Lebensmittelerzeugnisse auf fremden Märkten.113 Für die bedeutende Rolle der Stadt im Leben des Landes nicht weniger überzeugend ist der unablässige Fluß der Waren, welche von den Fuhrleuten von der am Zusammenfluß der Moldau und der Maltsch liegenden Stadt nach Mittelböhmen, insbesondere nach Prag, nach Ostböhmen und Südwestmähren gebracht wurden. Ebenso über Budweis ging der Fernhandel aus Schlesien und der Lausitz nach Linz und in die Alpenländer bis nach Italien und in der Gegenrichtung die Venedigerware und das steirische Eisen nach Norden. Der Handel mit steirischem Eisen hängt direkt mit der Entfaltung der metallverarbeitenden Gewerbe in der Stadt zusammen. Die mit Metall arbeitenden Handwerker sind hinsichtlich ihrer Anzahl und ihres Vermögens an zweiter Stelle unter den Budweiser Bürgern zu reihen. Sicherlich auch aus diesem Grund finden wir hier eine beträchtliche Spezialisierung vor. Der Anzahl nach sind die Schmiede, Schlosser und Gürtler an erster Stelle; belegt sind auch Kannengießer, Kupferschmiede und Sporer. Mit den Lieferungen von steirischem Stahl hängt unmittelbar die Entwicklung des Schwertfeger- und des Klingenschmiedhandwerks zusammen. Von der Budweiser Bürgerschaft wurde 1568 der Plattner Franz Schonberger aus Laibach aufgenommen. In seinem Aufnahmeantrag führte dieser an, daß er beabsichtigte, Rüstungen aus steirischem Blech herzustellen. Die Blechpreise in Krems, Linz und Freistadt waren ihm gut bekannt. Beziehungen zu Budweis unterhielt auch Hans Praher, ein Sichelerzeuger aus dem oberösterreichischen Lambach; seine Geldverpflichtungen gegenüber dem Budweiser Bürger Philipp Leuffinger sind jedoch nicht spezifiert.114 Es scheint, daß die erhöhte Nachfrage nach steirischem Stahl und Blech in den 60er Jahren, wie es das Geschäftsbuch des Nikolaus Bartlme belegt, mit der erhöhten Nachfrage nach Waffen und Rüstungen in der Zeit der Türkenkriege beziehungsweise mit den damaligen Modeströmungen zusammenhängt. Die Quellen führen zu der Annahme, daß der Umsatz im Handel mit Eisenwaren in der Stadt im Steigen begriffen war; er nahm nach dem Tuchhandel den zweiten Platz ein.115 Die Einfuhr steirischen Eisens nach Budweis, wie sie Nikolaus Bartlme in seinem Geschäftsbuch kundlichen Literatur über Budweis), Ceske Budejovice 1952. Die neuere Literatur wird in bibliographischen Registern der Zeitschrift Jihocesky sbornik historicky Jg. 1-25, 1928-1956, Ceske Budejovice 1958 und Jg. 26-35, 1957-1966, ebenda 1967 oder in der Rezensionsrubrik dieser Zeitschrift registriert. m Die Handwerke in der Stadt in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts verfolgte ausführlich Frantisek Kavka, Tndni struktura Ceskych Budejovic (Klassenstruktur in Budweis in der l. Hälfte des 16. Jahrhunderts). In: Sbornik bistoricky 4 (1956) 110-188. Frantisek Kavka stellt fest, daß der Anteil der Lebensmittelbandwerke 32 % - 42 % erreicht hat. 114 Scbonbergers Bittschrift und Prabers Brief in Chronologisch geordneter Registratur, Akten 1567 und 1568 115 Siebe den zitierten Beitrag von Frantisek Kavka, Tndni struktura Ceskych Budejovic

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