Das Handelsbuch des Budweiser Eisenhändlers Nikolaus Bartlme 1560-1568

Handelsbuch des Nikolaus Bartlme 105 Steiennark gewesen ist. Die im Süden Böhmens gelegene Stadt sollte nicht nur die königliche Macht gegenüber demAdel, insbesondere denWitigonen (Rosenbergern) stärken, sondern sie sollte für die Zukunft günstige Bedingungen für direkte Handelsbeziehungen mit den Zentren von Ottokars Gebieten in den Alpenländern schaffen. Nahe der Grenze zu Oberösterreich entstand ein neues Handelszentrum, für das nicht die Beziehungen zu Passau, sondern zu österreichischen, an der Donau östlich von Passau liegenden Städten entscheidend waren. Die Handelsroute Freistadt - Kerschbaum - Oberhaid bzw. Unterhaid - Kaplitz - Weleschin - Steinkirchen - Budweis wurde zur Konkurrenz des von Passau nach Prachatitz und weiter nach Böhmen führenden Goldenen Steiges und seiner Nebenwege.111 Die wirtschaftliche Bedeutung der königlichen Stadt wurde durch die Stadtverfassung bestimmt, die nach der Gründung von königlichen Ämtern reguliert wurde. Obwohl diese Verfassung die Stadt privilegierte und ihre Interessen schützte, vollzog sich in der Stadt ein lang andauernder Emanzipationsprozeß, dessen Träger der Stadtrat und die städtischen Ämter waren. Der Schutz durch den Herrscher erlaubte es zudem, Konfliktsituationen zu lösen, die schon aus der Tatsache resultierten, daß Budweis in einem Gebiet lag, in dem traditionell große Dominien ein Übergewicht hatten, die sich ein eigenes Netz von Städten und Märkten schufen und selbständige Handelsverbindungen mit den Donauländern unterhielten. Es ist bekannt, daß Budweis zu den Rosenberger grundherrlichen Städten in Konkurrenzbeziehungen stand und daß sich im 15. Jahrhundert, als die Rosenberger für kurze Zeit vom König Budweis als Pfand erhielten, die Spannungen noch verschärften. Wirtschaftliche Konflikte zwischen dem Adel und den Städten im Königreich Böhmen führten im 16. Jahrhundert zu Kämpfen um Handelsprivilegien (Straßenzwang, Stapelrecht, Kontrolle der Händler). Das heißt aber keineswegs, daß die Beziehungen der Städte zu den sie umgebenden Dominien einseitig feindlich waren. Die Budweiser Bürger konnten ihre Stellung im Handel nur mit Hilfe eines breiten Hinterlandes halten und festigen, denn dieses Hinterland lieferte die landwirtschaftlichen Produkte und war zugleich Abnehmer der Erzeugnisse des städtischen Handwerks und diverser Handelsartikel. Die Stadt fand in Süd- und Südwestböhmen, wo das Netz der königlichen Städte und Märkte noch weitmaschiger war, hervorragende Bedingungen zur Nutzung der durch ein solches Hinterland gebotenen Vorteile.112 111 Übersicht der Handelswege in Südböhmen in schon zitierter Abhandlung Valentin Schmidts, Handelswege und Handelscentren 112 Eine moderne Geschichte von Budweis steht nicht zur Verfügung. Populär verfaßt ist das Buch von Karl Adalbert Sedlmeyr, Budweiser und Stritschitzer Sprachinsel, Miesbach 1979 (wie auch das ältere Heimatbuch der Berg- und Kreisstadt Böhmisch-Budweis mit einer Sammlung von alten Sagen, bearbeitet von Karl Kratochwil und Alois Meerwald , Böhmisch-Budweis 1930). Jetzt auch auf tschechischer Seite populär Jin Chvojka, Mesto pod Cemou vezi (Die Stadt unter dem Schwarzen Turm), Ceske Budejovice 1992. Zur Erkenntnis des 16. Jahrhunderts haben in zahlreichen Mitteilungen Reinhold Huyer, Kare! Pletzer, Frantisek Kavka, Jaroslav Kubak und Lubomir Nemeskal beigetragen . Bibliographie Kare! Pletzer, Soupis vlastivedne literatury o Ceskych Budejovicich (Verzeichnis der heimat-

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