Das Handelsbuch des Budweiser Eisenhändlers Nikolaus Bartlme 1560-1568

102 Zdenek S i m e c e k Prager und der Freistädter Beamten in vielen übereinstimmte. Der Vergleich der Angaben bringt jedoch eine gewisse Unsicherheit mit sich, weil nur ein Teil der in Freistadt verzollten Waren nach Prag gelangte. Dem Ungelt in Prag unterlagen Lieferungen von Eisen, Stahl, Blech und von Eisenerzeugnissen nicht nur aus den österreichischen Ländern, sondern auch jene aus dem Reich und aus böhmischen bzw. mährisch-schlesischen Regionen. Die Herkunft der Waren ist nur in einem verhältnismäßig geringen Maße festzustellen. Aus dem steirischen Bereich stammten ohne Zweifel Lieferungen von Stahl und Eisen, welche durch Fuhrleute aus Weitra, Neuhaus und Budweis nach Prag kamen. Steirisches Eisen brachte Lorenz Plank aus Weitra, vielleicht ident mit Lorenz Planck von Wintermühl im Prager Testament des Eisenhändlers Johann Stula.104 Zum Prager Ungelt kam er 1597 insgesamt viermal mit einer Gesamtladung von 74 Zentnern Eisen und 42 Zentnern Stahl, zum Teil Rasiermesserstahl. Direkt nach Steyr bringen uns die Namen der Fuhrleute Martin, Kaspar, Mac und Hans Steir (Staier), aus Freistadt kam Stefan Ster. Außer Sensen, Messerklingen und anderer Eisenwaren brachten sie 43 Zentner Eisen, 22 Zentner Stahl und 15 Zentner Blech nach Prag. Die Ware wurde von Prag wieder weitertransportiert, wovon im Register die Anmerkung "per civitatem" zeugt . Aus dem Register ist auch ersichtlich, daß das meiste Eisen und Eisengerät von örtlichen Händlern und Fuhrleuten nach Prag gebracht wurde respektive von Fuhrleuten aus Böhmen, von denen wir jedoch nur in wenigen Fällen wissen, woher sie kommen. Rein hypothetisch lassen sich die unter den Namen Lorenz und Georg Pucedl vermerkten Fuhrleute zu jenen aus Südböhmen zählen; die tschechisierte Namensform entspricht dem Namen Pudtschekl (Puschekl, Puschscherkl, Pukschehel), der uns aus dem Geschäftsbuch des Nikolaus Bartlme bekannt ist. Bei Überlegungen zur Herkunft der Waren ist übrigens das Indiz des Tauf- und Zunamens nicht gänzlich außer Acht zu lassen. Dabei ist anzumerken, daß gerade jene Händler und Fuhrleute, die Stahl und Roheisen nach Prag brachten, deutsche Namen trugen. Selbstverständlich läßt sich auf diese Weise nicht abschätzen, welche Mengen von den verzollten 813 Zentnern Eisen, 320 Zentnern_Stahl, 127 Zentnern und 32 Fässern Blech und 60,5 Zentnern Eisendraht tatsächlich aus den österreichischen Ländern eingeführt wurden. Im Endergebnis handelte es sich um noch größere Eisen- und Stahlmengen, weil die Ware teilweise nicht nach Gewicht, sondern nach dem Preis verzollt wurde. Das Register vermerkt auf diese Weise Eisen, das auf 420 1/2 Schock bewertet wurde sowie Stahl imWerte von 23 fl. Nach dem Preis wurden insbesondere die Eisenwaren verzollt. Bei Eisenerzeugnissen ist deren Herkunft öfter vermerkt als bei der Rohware. Bei Sicheln wird zumeist als solche aus Elbogen gesprochen, Schienen werden als von Saar stammend (Saar an der Sasau und Umgebung) bezeichnet. Ein Teil der Waren stammt jedoch zweifellos aus dem Ausland; aus den Eintragungen im Register ist 104 Archiv der Hauptstadt Prag, Handschrift Nr. 1217, f. 139-143

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2