Das Handelsbuch des Budweiser Eisenhändlers Nikolaus Bartlme 1560-1568

Handelsbuch des Nikolaus Bartlme 101 (Pruckner) auf die Wagen geladen, aber manchmal warteten die Käufer bereits auf die von Steyr per Fuhrwerk eintreffenden Waren. Wir wissen, daß Melchart die gesamte Ladung Eisen und Stahl aufkaufte, unmittelbar nachdem sie der Steyrer Kaufmann Dorster nach Freistadt gebracht hatte. Ein Vergleich des exportierten Eisens im Mautregister des Jahres 1487/88 mit den Angaben des Kaufleuteregisters vom Jahre 1516/17 ergibt untrüglich ein rasches Anwachsen der Nachfrage nach steirischem Eisen. Innerhalb von zwei Jahrzehnten ist das Gewicht der Lieferungen auf das Zehnfache angestiegen. Ein weiteres Glied in der Kette der statistischen Zahlen über die Einfuhr des steirischen Eisens stellen die Angaben über Einkäufe von Eisen dar, die der Budweiser Eisenhändler Bartlme in den Jahren 1560 -;- 1568 in Freistadt tätigte. Für die Entfaltung des Eisenhandels bildet das von ihm geführte Geschäftsbuch eine wichtige Quelle schon aus dem Grund, daß es in einer Zeit geführt wurde, die als der Höhepunkt der Entfaltung der Eisenunternehmungen im Gebiete des Innerberger Erzberges bezeichnet wird, in deren Folge die Handelsbedeutung der Stadt Steyr und der mit dem Niederlagsrecht für steirisches Eisen versehenen österreichischen Städte wesentlich anstieg .102 Nikolaus Bartlme bezog aus Freistadt in der Zeit zwischen 1560 und 1568 im Jahresdurchschnitt jene Menge Rohware, die gewichtsmäßig der Menge an Eisen und Stahl gleichkam, die vor wenigen Jahrzehnten im Kaufleuteregister 1517118 als die Gesamtexportmenge in die Länder der böhmischen Krone verzeichnet wurde. Dabei ist noch zu bedenken, daß die riesige, vom Freistädter Kaufmann Eustach Attl von Budweis auf dem Wasserweg der Moldau nach Prag gehende Eisenlieferung im Geschäftsbuch überhaupt nicht aufscheint; weitere direkte Lieferungen Freistädter Kaufleute werden im Buch nur nebenbei erwähnt, in den Geschäftsumsätzen sind sie nicht enthalten. In diesem Zeitraum kauften selbstverständlich auch Kaufleute aus den Prager Städten, sowie solche aus den Städten der Lausitz und Schlesiens ein. Daraus ist eindeutig der Schluß zu ziehen, daß in der Mitte des 16. Jahrhunderts die Einfuhr von Eisen und Eisenwaren aus den österreichischen Ländern immer noch im Steigen begriffen war. Ein weiteres Ansteigen der Einfuhr im Verlaufe des 16. Jahrhunderts läßt sich zwar mit statistischen Zahlen nicht nachweisen, doch gemäß den Eintragungen im Prager Ungeltregister vom Jahre 1597 blieben die Lieferungen auf gleicher Höhe.103 Es handelt sich hier um eine Quelle mit einer ähnlichen Funktion wie das Freistädter Kaufleuteregister vom Jahre 1516/17. Es ist fast anzunehmen, daß die Praxis der 102 Die Grundangaben faßte Wilhelmine Krenn, Steyr als Mittelpunkt zusammen. Im J. 1560 hat die Produktion im Innerberger Erzberg 130.000 Zentner Eisen erreicht. Dann folgte der Rückgang und im J. 1608 spricht man über eine Produktion von 25.000 Zentner. 103 Archiv der Hauptstadt Prag, Handschrift Nr. 2054. Es wäre verdienstvoll, das Prager Ungeltregi• ster und dessen Angaben mit dem von Hans Wörtenperger im Jahre 1597 in Freistadt geführten Rai• tungsregister zu konfrontieren. Siehe STA Freistadt, Akten, Schachtel 338

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2