98 Zdenek S i m e c e k IV. Der Handel mit steirischem Eisen in den böhmischen Ländern Nachrichten über die Ausfuhr steirischen Eisens über Freistadt nach Böhmen finden sich schon in Quellen des 14. Jahrhunderts. Den Bestimmungen über die Mautgebühren in Budweis zum Jahre 1388 ist zu entnehmen, daß das steirische Eisen auf dem Weg über Budweis ins Land gelangte.92 Jedoch erst die Register vom Ende des 15. und vom 16. Jahrhundert erlauben es, die Eisen- und Eisenwareneinfuhren zu quantifizieren. Das Freistädter Mautregister von 1487/88 erfaßte den Export des Roheisens und der Eisenerzeugnisse, darunter insbesondere Sensenund Sicheln. Die Richtung dieses Exportes ist klar ersichtlich; am Sensenhandel beteiligten sich Kaufleute aus Breslau, Glatz, Budweis und Olmütz. Weitere aktive Teilnehmer am Handel waren außerdem Kaufleute aus Steyr und Waidhofen.93 Der Weg des Ex-. portgutes über Freistadt, auf dem der überwiegende Teil des steirischen Eisens und der Eisenwaren nach Böhmen, in die sogenannten Nebenländer (Lausitz, Mähren und Schlesien) und weiter nach Polen und in den Osten gelangte, ist in den Quellen besser dokumentiert als der Weg über Leonfelden nach Budweis oder die Verbindungen österreichischer Städte mit Städten in Südmähren, welche vom Handel nach Norden (Schlesien und Polen) ebenfalls berührt wurden. Unter den Städten östlich von Freistadt, die das Niederlagsrecht für steirisches Eisen besaßen, nahm Krems eine führende Stellung ein. Verhältnismäßig viele Nachrichten über den Eisenhandel von Krems nach den mährischen Städten finden wir für das 16. Jahrhundert in den Kremser Stadtbüchern; korrespondierende Angaben aufder mährischen Seite fehlen jedoch in Zlabings, in Znaim und im entfernteren Iglau und Brünn.94 Über den 92 Karl Köpl, Urkundenbuch der Stadt Budweis in Böhmen. I. Bd., 1. Hälfte (1251-1391), Prag 1901, Nr. 477, 251-254. Über den Budweiser Handel in der vorhussitischen Zeit siehe Valentin Schmidt, Handelswege und Handelscentren in Südböhmen, passim; J. Prochazka, Mestske pravo skladu a cesty . Studie k dc!jinam obchodu (Stadtniederlagsrecht und die Straßen. Beitrag zur Handelsgeschichte). In: Vsehrd 8 (1927) 128-138, 157-162, mit Beziehung auf Eisenhandel Zdenc!k Simecek, Eisen im Handel der oberösterreichischen Kaufleute nach Böhmen im 15. und 16. Jahrhundert. In: Stadt und Eisen, Linz 1992, 207-218, über den Sensenhandel Franz Fischer, Die Sensenausfuhr aus Österreich nach dem Norden und Osten 1450-1650. In: Der Außenhandel Ostmitteleuropas, 286-319. Siehe auch die Literatur in Anmerkung Nr. 79 93 Die Namen der Kaufleute nennt Franz Fischer, Die Sensenausfuhr aus Österreich, 291 f. 94 Belege aus Kremser Stadtbücher hat Eleonore Hietzgern, Der Handel der Doppelstadt Krems - Stein ausgenützt. Der Umfang des Eisenhandels in Krems wurde durch den Wassertransport begünstigt; in den sechziger Jahren des 16. Jahrhunderts wurden jährlich durchschnittlich 20.000 Zentner Eisen in Krems umgeladen. Unter den Käufern aus böhmischen Ländern sind sehr oft die Bürger aus Iglau
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