Das Handelsbuch des Budweiser Eisenhändlers Nikolaus Bartlme 1560-1568

Handelsbuch des Nikolaus Bartlme 71 diese neuen Geschäftsformen ergänzt, welche eine raschere Bewegung von Ware und Geld ermöglichten. Traditionelle Zusammenkünfte anläßlich der bedeutendsten Jahrmärkte in Freistadt, Linz und Budweis waren aber weiterhin von enormer Bedeutung. 87 Dem Geschäftsbuch ist zu entnehmen, daß sich der Waren- und auch der GeldumlaufzuJahrmarktszeiten beschleunigte. Belege darüber bringt die Tabelle K. Die erste wichtige Zusammenkunft, ab welcher die Aktivitäten des Nikolaus im Handel mit steirischem Eisen und Stahl verstärkt abgewickelt wurden, fand anläßlich des Paulimarktes in Freistadt statt. Hier rechnete Nikolaus am 25 . Jänner 1560 seine alten Geschäfte mit seinen wichtigsten Geschäftspartnern E. Attl und P. Geißenheimer ab . Aus der Schlußrechnung geht hervor, daß ihm vom Jahre 1559 noch Schulden blieben und weitere Geschäfte lassen keinen Zweifel daran, daß diese nur dank des Kredites zustandekamen, den ihm die Freistädter Kaufleute weiterhin einräumten. Den Ort der Abrechnung mit dem dritten großen Lieferanten W. Gebenhoffer wissen wir nicht, im Geschäftsbuch steht nur das Datum des Treffens, das zu Neujahr stattfand. 1560 kam Nikolaus mit E. Attl noch dreimal zu Abrechnungen zusammen. Nach Freistadt kam er neuerlich am 30. März. Der Ort, an dem die beiden Kaufleute am 26. Juni und 12. November zusammenkamen, wird nicht genannt, im zweiten Fall handelt es sich zweifellos um einen Besuch E. Attls in Budweis anläßlich des Jahrmarktes zu Martini. Für die nächsten Jahre fehlen Angaben über eine regelmäßige vierteljährliche Abrechnung, was aber nicht heißen soll, daß die Vorlage der Rechnungen nicht mehr üblich war. Wir wissen, daß Nikolaus regelmäßig den Paulimarkt in Freistadt besuchte, um Schuldforderungen zu begleichen. Während der Jahrmarkttage des Jahres 1561 rechnete er mit W. Gebenhoffer und P. Geißenheimer ab und verhandelte mit E. Attl wegen einer Schuld des städtischen Rates; weitere Abrechnungen wurden 1562 mit E. Attl und 1564 mit M. Lindinger, E. Attl, T. Attl und P. Geißenheimer getätigt, 1566 führte die Verhandlungen mit G. Buerger der Bruder des Nikolaus. In den genannten Fällen wird wohl nicht direkt von Freistadt als Verhandlungsort gesprochen, doch das Datum der Zusammenkunft lokalisiert die Zusammenkünfte verläßlich. Im Jahre 1564 wird ausdrücklich vermerkt, daß Nikolaus am Paulimarkt in Freistadt mit M. Kirchmaier abrechnete . Nikolaus kam selbstverständlich auch bei anderen Gelegenheiten nach Freistadt. Der Aufenthalt im August 1565 ist mit der Reise des Nikolaus zum Bartholomäimarkt nach Linz in Zusammenhang zu bringen, wo Nikolaus Zahlungen an E. Attl leistete. Es ist nur natürlich, daß Nikolaus nicht immer selbst mit dem Geld nach Freistadt fuhr, sondern mehrmals seinen Helfer Sebald und ausnahmsweise auch seine Frau Ursula schickte. Die regen Handelsbeziehungen zwischen Budweis und Freistadt 87 Über die Rolle der Linzer Jahrmärkte im Finanzleben siehe Rausch, Handel, 258 ff. Über die Wichtigkeit der Budweiser Jahrmärkte für das Wirtschaftsleben Frantisek Kavka, Tndni struktura Ceskych Budejovic v prve polovine 16. stoleti (Die Klassenstruktur von Budweis in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts). In: Sbomlk historicky 4 (1956) 144 f.

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