Das Handelsbuch des Budweiser Eisenhändlers Nikolaus Bartlme 1560-1568

Handelsbuch des Nikolaus Bartlme 65 führte auch der Transithandel mit Tuchen aus Schlesien, Wachs und Häuten aus Schlesien und Polen und mit Seefischen aus den norddeutschen Ländern.80 Im Saldo des Geschäftsbuches von Nikolaus Bartlme werden alle üblichen Exportartikel der böhmischen Länder verzeichnet, die übrigens in wesentlicher Übereinstimmungmit Quellenböhmischer, mährischerund österreichischerProvenienz nach Steyr und die umliegenden Zentren orientiert sind. In der gesamten Geschäftsbilanz des Nikolaus Bartlme handelte es sich jedoch nicht um Summen, die mit Zahlungen für Eisen und Stahl aus Österreich zu vergleichen wären. Im Buche vermerkt ist eine Ausfuhr imWert von 518 fl 7 ß 4 den. Die Tauschgeschäfte bildeten somit nur einen kleinen Teil des Gesamtumsatzes. Sie erreichten ungefähr 3,6 % des Wertes der importierten Waren. Anteil an diesem Umsatz hatte in erster Linie der Handel mit Schmalz. Dieses lieferte Nikolaus an Freistädter Händler imWerte von 178 fl 1 ß 22 den. Der Anteil am Gesamtumsatz betrug 31,7 %. Der Handel mit Fischen nahm mit 30,2 % die zweite Stelle ein. Nikolaus kaufte die Fische in Budweis und in der Umgebung der Stadt ein, hier hauptsächlich in Frauenberg. Die Lieferungen häuften sich insbesondere in der Vorweihnachtszeit und im Winter. Es handelte sich somit um ein typisches Saisongeschäft. Nikolaus besorgte wahrscheinlich für jede Sendung auch die nötigen Fischtonnen, das Verzinnen der Gefäße, zahlte nach altem Brauch das Fischgeld und das Trinkgeld für die Fischer und sicherte auf eigene Kosten den Transport . Aus der Höhe der Transportkosten ist zu schließen, daß die jeweilige Sendung nicht die ganze Ladefläche beanspruchte. Auch diese Tatsache läßt den Schluß zu, daß man die Geschäftsinitiativen des Nikolaus in dieser Hinsicht nicht überschätzen sollte. Sie entsprangen eher den Wünschen der Freistädter Partner als 80 Von der reichen Literatur über Handelsbeziehungen zwischen Böhmen und Österreich führe ich an : Wilhelm Rausch, Handel an der Donau. I. Die Geschichte der Linzer Märkte im Mittelalter, Linz 1969; Josef Janacek, Der böhmische Außenhandel in der Hälfte des 15 . Jahrhunderts. In: Historica 4 (1962) 39-58; derselbe, Cesko-rakouske obchodnl styky v 16 . stoletl (Böhmisch-österreichische Handelsbeziehungen im 16. Jahrhundert), In: Sbornlk historicky 17 (1970) 123-145; derselbe, Die Handelsbeziehungen zwischen Prag und Linz im 16. Jahrhundert. In: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1960, Linz 1961, 55-80; Zdenek Simecek, Obchod jifolch Cech s Rakousy v 2. polovine 15 . a na pocatku 16. stoletf (Der Handel Südböhmens mit Österreich in der 2. Hälfte des 15. und am Anfang des 16. Jahrhunderts) . In: Ceskoslovensky casopis historicky 19 (1971) 683-710; Vaclav Biizek, Die Linzer Märkte und die Kultur am Hofe der letzten Rosenberger, in: Historisches Jahrbuch der Stadt Linz 1990, Linz 1990, 11-44. Über Freistadt als Handelszentrum siehe lgnaz Maade, Freistadts Handelsgeschichte und Handelsleben, in: Jahresbericht des k.k. Staats-Gymnasiums zu Freistadt in Oberösterreich 1881, 1882, 1883 und Hugo Pöpperl, Geschichte des Niederlagsrechtes von Freistadt in Oberösterreich während des Mittelalters, Außsig 1908. Eine selbständige Ebene des Interesses stellt der Salzhandel vor. Darüber Zdenek Simecek, Salz und das Haushaltswesen südböhmischer Städte und derselbe, Salz aus dem Alpenraum in Konkurrenz mit dem Salz aus dem Norden in den böhmischen Ländern. In: Das Salz in der Rechts- und Handelsgeschichte (hg. von Jean-Claude Hocquet und Rudolf Palme), Schwaz 1991, 135-145. Über die Bilanz der Handelsbeziehungen zwischen Ost- und Westeuropa siehe Miroslav Hroch, Die Rolle des zentraleuropäischen Handels im Ausgleich der Handelsbilanz zwischen Ost- und Westeuropa 1550-1650. In: Der Außenhandel Ostmitteleuropas, 1-27

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