Handelsbuch des Nikolaus Bartlme 61 Die Differenz zwischen den zum 1. Jänner 1560 aus Steyr bekannten Preisen und jener beim Verkauf nach Budweis in Freistadt erzielten entspricht den Zuschlägen (Gewinnen) der Freistädter Händler und ihren Transportspesen. Wir gehen dabei von der Tatsache aus, daß in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts nicht mehr die Steyrer Händler Eisen und Stahl lieferten - sie hörten auf, sich aktiv am Fernhandel mit Eisen zu beteiligen - sondern Händler aus Freistadt. Diese kauften Eisen und Stahl um I ß teurer ein als die Steyrer Kaufleute und waren zu einem Zuschlag in der Höhe von I 0 kr. berechtigt. Dazu sind noch die Kosten des Transportes hinzuzuzählen. Wir wollen versuchen, die Preisunterschiede in konkreten Zahlen auszudrücken. Dies wird durch einen Vergleich der Preise von Eisen und Stahl auf dem Markt in Steyr nach dem Tarif zum 1. Jänner 1560 und jener in Freistadt nach den Preisangaben im Geschäftsbuch des Nikolaus Bartlme ermöglicht. Wenn im Tarif für I Bürde Stangeisen ein Preis von I fl 4 ß 24 den. angeführt wird, so zahlte Nikolaus um 5 ß 8 den. mehr, also war der Preis um 41 % höher. Beim Ziehereisen kann von nachfolgenden Angaben ausgegangen werden: Tarif 1560 I fl 7 ß 16 den., die Erhöhung im Jahre 1562 um 5 ß 26 den. stellt 38 % des Grundpreises dar. Für das Gattereisen gilt: Tarif I fl 5 ß 9 den., Einkaufspreis I fl 7 ß 23 den., Preisunterschied 32 %. Eine prozentuelle Erhöhung von 17 % ist beim gemeinen Hackenstahl zu errechnen, da sich der Tarifpreis von 2 fl 24 den. in Freistadt um 2 ß 27 1/2 den. erhöhte. Der im Tarif mit 3 fl I ß 14 den. festgesetzte Preis für Scharschachstahl ist in Freistadt um I ß 18 den. höher, somit bloß um 6 %. Bedenken eiweckt die Preisangabe für vorderen Hackenstahl im Jahre 1561. Nikolaus kaufte ihn um 10 den. pro Zentner billiger ein, als es im Tarif von 1560 festgesetzt wird. Eine Korrektur bietet der Preis zum Jahre 1563, wo der Tarifpreis von 2 f1 4 ß 14 den. in Freistadt auf 3 fl 5 den., also um 18 % anstieg. Leider lassen sich die tatsächlichen Kosten des Transportes von Eisen von Steyr nach Freistadt nicht feststellen. Aus den Angaben des Geschäftsbuches sind diese nur für die Strecke Freistadt - Budweis zu erkennen. Ausgangspunkt ist dabei die Eiwähnung, daß der Tarif für den Transport eines Zentners Eisen 8 gr. beträgt. Verifizieren läßt sich dieser Tarif durch einen Vergleich mit Eintragungen, in denen der Aufwand für den Transport als eigene Post und zugleich auch das Gewicht der Ladung angeführt werden. Die Transportkosten pendeln tatsächlich um 8 gr. pro Zentner.74 Differenzen sind mit der Art und Weise der Umrechnung des Gewichtes 74 Die Vergleichung der Preise für Salzlieferungen aus Freistadt nach Budweis zeigt, daß der Verdienst der Fuhrleute, welche für Freistädter Kaufleute mit Salz gefahren sind, höher waren, als jener der Fuhrleute, die Salz ins Magazin nach Budweis geliefert haben. Für Transport einer Kufe Salz (0,780,81 q) haben die Fuhrleute im J. 1571 15 kr, das ist 6 gr, bekommen. Diese Tatsache erklärt, warum sich die Fuhrleute aus Budweis um Salzlieferungen nur minimal interessiert haben. Die Fuhrleute aus der Umgebung von Freistadt haben fast keinen Anteil an Salzlieferungen nach Budweis genommen. Es gab auch Schwierigkeiten mit Fuhrleuten aus Dörfern an der Straße von Freistadt nach Budweis. Attraktiver waren die Salzlieferungen für Fuhrleute aus der Umgebung von Neuhaus und aus Ostböhmen,
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