Handelsbuch des Nikolaus Bartlme 53 die größte Menge dar. Lieferungen dieses Sortiments sind ohne größere Schwankungen belegt. Ein fallendes Interesse ist beim Ziehereisen festzustellen, von welchem manchmal auch als Drahteisen gesprochen wird. In diesem Fall könnte man an die Konkurrenz des heimischen Eisens denken, vielleicht jenes aus der Budweiser Eisenhütte.66 Die Nachfrage nach Stahl steigt markant, besonders nach deren qualitätvollsten und teuersten Sorte, dem sog. Scharschachstahl. Die Nachfrage in Budweis war offensichtlich größer als das Angebot in Freistadt. Dies bezeugen Erwähnungen von Ersatzlieferungen, etwawenn statt des verlangten Scharschachstahls eine andere Stahlsorte (Backenstahl) geliefert wurde. Die Nachfrage nach der qualitätvolleren und teureren Stahlsorte (Vorder Hackenstahl) stieg an, jene nach der billigeren Stahlart (Gemeiner Hackenstahl) blieb im Verhältnis zum jährlichen Umfang der Lieferungen ausgeglichen. Bei weiteren Eisensorten ist eine relative Ausgeglichenheit zwischen den Lieferungen und den Gesamtschwankungen der Einfuhr festzustellen. Was die speziell zugerichtete Rohware betrifft, erhöhte sich das Interesse an Schlossblech, schwankend war die Nachfrage nach Schienen. Konkrete Angaben über eingeführte Eisen- und Stahlarten geben die Tabellen C und D. In der Tabelle E werden sie noch ergänzt; hier ist die Anzahl der Fässer (Flaschen) mit Schweißeisen (Zwiezach) vermerkt. Die Frage, ob sich die Lieferanten beim Handel aufbestimmte Eisensorten spezialisiert haben, ist zu verneinen. Eine solche Spezialisierung ist lediglich beim Handel mit Nägel zu finden. Bei Lieferungen von Nägeln behauptete P. Geißenheimer eine konkurrenzlose Stellung. Er lieferte an Nikolaus Bartlme sowohl in Steyr als auch in Freistadt gefertigte Nägel, wobei die Freistädter Nägel etwas billiger waren. Konkrete Angaben enthält die Tabelle F. In Budweis ist das Geschäftsbuch des Nikolaus Bartlme das einzige bekannte Dokument dieser Art. Seine Angaben lassen sich kaum mit anderen Quellen vergleichen; infolgedessen ist es nicht möglich, den Anteil Bartlmes am Eisenhandel in Budweis festzustellen. Die relative Gleichmäßigkeit hinsichtlich der Höhe der Lieferungen und das gegenseitige Verhältnis zwischen dem eingeführten Sortiment führen zu dem Schluß, daß es sich um einen stabilen Markt handelt, der imstande ist, auch größere Warenmengen aufzunehmen. Das Buch bietet leider keine Übersicht über die Verkaufsaktivitäten des Nikolaus Bartlme.Außer Zweifel steht, daß er das Eisen auch in Budweis verkaufte, obwohl wir dafür nur einen einzigen Beleg besitzen. Für den Verkaufen detail im 16. Jahrhundert ist er jedoch aussagekräftig genug . Bartlme lieferte Eisen auf Kredit an metallverarbeitende Handwerker: Eisen im Gewicht von 1,40 q (2 Bürde) empfing Mathes Haushan, wie er es in seinem Testament anerkennt, ebenso wie eine Schuld für Kupfer, das die Rosenberger (2,24 q) 66 Siehe Reinhold Huyer, Aus Alt-Budweis, Budweis 1898 (im ersten Beitrag mit dem selbständigen Titel "Die Wiesenmühle über Hammerwerk")
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