Das Handelsbuch des Budweiser Eisenhändlers Nikolaus Bartlme 1560-1568

Handelsbuch des Nikolaus Bartlme 51 restlichen 18 % beteiligten sich nicht weniger als 11 Kaufleute. Ihre Warenlieferungen betrugen im Durchschnitt weniger als 2 % der Gesamtliefermenge . Die Tabelle B legt dar, wie die Intensität der Eisenlieferungen in den einzelnen Jahren schwankte und wie sich die Reihenfolge der Freistädter Lieferanten ebenfalls änderte. Die Gründe hiefür sind aus dem Geschäftsbuch nicht ersichtlich. Wenn wir die Abhängigkeit der Lieferungen von der Produktion und Verarbeitung des Eisens in der steirischen Region, von der noch die Rede sein wird, beiseite lassen, müssen wir die Erklärung in den Angaben des Geschäftsbuches selbst suchen, das in erster Linie ein authentisches Zeugnis der geschäftlichen Aktivitäten von Nikolaus Bartlme bildet. Hier sind die umfangreichsten Bestellungen in den Jahren 1560 und 1562 verzeichnet; überhaupt müssen wir den Zeitraum der ersten vier Jahre für den Umfang der abgeschlossenen Geschäfte als entscheidend ansehen. Mit nahezu 700 q Eisen und Stahl im Jahre 1560 ist er hinsichtlich des Geschäftsumfanges in dieser Sparte mit den zu jener Zeit reichsten Freistädter Kaufleuten zu vergleichen. 59 Wenn wir einen etwas weiteren Maßstab anlegen, kommen wir zum Schluß, daß dies mehr als ein Zehntel des gesamten Eisenhandels ausmacht, der in Freistadt in einem vierzehnmonatigen Zeitraum - beginnend mit 1.5.1555 und am 1.7.1556 endend - getätigt wurde. Nach dem in dieser Zeit geführten Steuerregister waren im genannten Zeitraum 18 Bürger der Stadt mit dem Handel beschäftigt; deren Geschäfte umfaßten 6.589 q an verkauften Eisen und Eisenwaren.60 Schwankungen bei Lieferungen auf das Konto von Nikolaus Bartlme im Jahre 1564 sind außerhalb seiner Person zu suchen. Ich schließe dies aus der Tatsache, daß Nikolaus in den nächsten Jahren wieder die Gelegenheit nutzte und mehr als 500 q Eisenwaren nach Budweis bringen ließ. Erst das auffallende Absinken des Geschäftes in den folgenden Jahren weist auf Zusammenhänge persönlicher Natur. Wir setzen voraus, daß Nikolaus in dieser Zeit schwer krank war und verstarb. Die Geschäftsaktivitäten von Nikolaus waren selbstverständlich von den Möglichkeiten und Interessen der Freistädter Lieferanten abhängig. Aus dem Geschäftsbuch geht hervor, daß es nach 1560 Nikolaus nicht gelungen ist, die Geschäftsbeziehungen mit W. Gebenhofer aufrechtzuerhalten61 und daß er nach 1563 den Umfang der Einkäufe bei P. Geißenheimer wesentlich einschränkte. Auf der im Jahre 1560 verzeichneten Höhe haben sich nicht einmal die Geschäfte mit E. Attl gehalten, obwohl die Verbindung mit ihm als die verläßlichste zu bezeichnen ist. In der zweiten Hälfte des Zeitraumes, in dem das Geschäftsbuch geführt wurde, gewann Nikolaus nur einen einzigen bedeutenden Geschäftspartner in der Person des Freistädter Kaufmannes M. Kirchmaier hinzu. 59 Siehe die Angabe in der vorigen Anmerkung: 1604 Zentner= 898,24 q 60 Georg Grüll, Die Bevölkerung, 45-47 61 Wolfgang Gebenhofer ist im J. 1568 gestorben. In Freistadt besaß er 3 Häuser, 3 Bräuhäuser und eine Mühle. Sein Eigentum wurde auf 35.944 fl . geschätzt. Sein Sohn Christof war Kaufmann in Breslau. Siehe Georg Grüll, Die Bevölkerung, 35. Mehrmals übte er das Bürgermeisteramt aus. Siehe Georg Grüll, Die Stadtrichter, 41

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