Das Handelsbuch des Budweiser Eisenhändlers Nikolaus Bartlme 1560-1568

50 Zdenek S i m e c e k mischen Länder passierte und bis in die Region der Hanse ging. Auf der anderen Seite wieder aktivierte der Handel mit österreichischem Eisen den Export von landwirtschaftlichen Erzeugnissen und von Rohprodukten tierischer Herkunft zurück in die österreichischen Länder. Im Geschäftsbuch ist auch diese Tatsache feststellbar. Sonderbarerweise befinden wir uns auf unsicherem Boden, wenn wir eine Antwort auf die Frage suchen, inwieweit das Geschäft von der Konkurrenz des Budweiser Eisenhammers beeinflußt wurde: ob es möglich war, österreichisches Eisen eher in der Stadt und ihrer Umgebung oder aber in Prag abzusetzen, und wer die Abnehmer jenes Eisens waren, das Nikolaus Bartlme nach Budweis brachte. Die von den Freistädter Eisenhändlern an Nikolaus Bartlme gelieferten Eisenmengen sind in der Tabelle A zusammengefaßt. Sie zeigt, daß in der Zeit von 1560 bis 1568 der Freistädter Kaufmann Paul Geißenheimer den größten Anteil an den Lieferungen hatte.54 Nur um weniges zurück blieb der Freistädter Kaufmann Eustach Attl.55 Beide zusammen bestritten mehr als die Hälfte der Handelsgeschäfte (55 %). Eine Gruppe von drei Lieferanten, nämlichMaximilian Lindinger56, Michael Kirchmaier7 und Gabriel Buerger8 bestritten weitere 27 % der Gesamteinfuhr. An den 54 Georg Grüll, Die Bevölkerung von Freistadt um die Mitte des 16. Jahrhunderts. In: Freistädter Geschichtsblätter, Heft 2 (1951) 35, 54 führt an, daß Geißenheimer nicht nur Großhandel mit Eisen, besonders mit Roheisen, sondern auch mit Messern, Südwaren (Süßweinen), Salz und Meerfischen aus Norddeutschland (Heringe, Stock.fische) und Lebensmitteln, die teilweise südböhmische Herkunft ausweisen (Käse, Nüsse, Bier), getrieben hat. Im Gewölbe hatte er böhmische Tuche (Braunauer, Zwickauer, Polner, Iglauer) sowie Tuche aus Lausitz (Görlitzer) und Schlesien (Reichenbacher); er verkaufte auch Londoner Tuche. Im J. 1572, als er gestorben ist, wurde sein Eigentum auf 4.292 fl . geschätzt. In der Stadtverwaltung hat er sich nicht betätigt. Er besaß ein Haus in der Stadt und ein Haus in der Vorstadt. 55 Ebenda, 34. E. Attl betrieb Handel und besaß in der Stadt 2 Häuser. Über seine Gesellschaftslage zeugt die Tatsache, daß er im J. 1570-1601 als Mitglied zum Außenrate gehörte. Zweimal wurde er zum Richter und Bürgenneister gewählt. Sein Vater war Thomas Attl. Von den Familienmitgliedern sind Benedikt als reicher Messermeister in Steyr, Eustach als Bürger in Pilsen und Nikolaus als Bürger in Mies bekannt. Siehe dazu auch Georg Grüll, Die Stadtrichter, Bürgerme ister und Stadtschreiber von Freistadt. In: Freistädter Geschichtsblätter, Heft 1 (1950) 19, 40 56 Georg Grüll, Die Bevölkerung, 37 führt an, daß er Handel mit Eisen, insbesondere mit Sensen und auch mit Meerfischen und Garn betrieben hat. Sein Hauseigentum war besonders groß . Im J. 1573 wurde er zum Bürgermeister gewählt. Siehe Georg Grüll, Die Stadtrichter, 43 57 Georg Grüll, Die Bevölkerung, 36, 42 führt an, daß Kirchmaier besonders mit Eisen gehandelt hat und daß seine Nachkommen nach Böhmen ausgewandert sind. Mit der Person des Altprager Primators veroindet er jedoch den Sprößling von Kirchmaier mit Unrecht, es handelte sich um einen Nachkommen von Valentin K.irchmaier, der Handel mit Eisen in Prag betrieb und ein Altersgenosse von Michael war. 58 Georg Grüll, Die Bevölkerung, 34, 53. G. Buerger ist am 20. Juli 1568 gestoroen. Er hatte Forderungen in der Höhe von 9.272 fl und dazu 5.484 fl in Bargeld. In seinem Gewölbe hatte er Eisen für 642 fl Georg Grüll führt an, daß der Umfang seines jährlichen Eisenhandels 1.604 Zentner betrug. Im Inventar erwähnt man auch Eigentum von Kuxen am Silberbergwerk in der Nähe von Budweis.

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