Das Handelsbuch des Budweiser Eisenhändlers Nikolaus Bartlme 1560-1568

32 Zdenek S i m e c e k politischen Vorkehrungen der durch die böhmischen Länder führende Fernhandel gelitten hat. Hussitische Städte waren vom Handel zwischen den Donauländern und dem Norden Europas ausgeschlossen, und die Handelsbeziehungen waren deshalb nicht so intensiv, um die Führung spezieller Handelsbücher durch die Bürger zu rechtfertigen. Auch auf rechtlichem Gebiet wurden die Bindungen zwischen Nürnberg und der Prager Altstadt sowie zwischen Magdeburg und Leitmeritz unterbrochen. Das Wiederanknüpfen der gegenseitigen Beziehungen wurde nicht nur durch Kriegshandlungen, sondern auch durch die Furcht vor Raubüberfällen, Aktivitäten von Spionen und nicht zuletzt durch die allgemeine Rechtsunsicherheit negativ beeinflußt. Nach Beendigung der Kriegshandlungen und der nachfolgend eintretenden stabileren Verhältnisse haben sich die katholischen Städte West- und Südböhmens sowie Mährens wieder eine gewisse Vermittlerrolle im Fernhandel gesichert. Aus deren Entwicklung ist zu ersehen, daß der Transithandel, der die Wiederanbindung der böhmischen Länder in den europäischen Fernhandel charakterisierte, bereits gegen das Ende des 15. und zu Beginn des 16 . Jahrhunderts zunehmend erstarkte. Aktivitäten in dieser Region belegen zur Mitte des 16. Jahrhunderts auch die noch erhaltenen Handelsbücher in Iglau und Budweis. Das Handelsbuch in Iglau führte der Kaufmann Riemer in den Jahren 1548-1551, jünger sind die Register von Franz Leb.4 Dem älteren dieser Register von 1559-1562 folgt zeitlich das Handelsbuch des Budweiser Eisenhändlers Nikolaus Bartlme. Er legte das Buch 1560 an und es sollte seinem Zweck bis zum Jahre 1568 dienen. Es ist somit kein Zufall, daß Geschäftsbücher gerade in jenen Städten geführt wurden, für welche eine Beteiligung am Fernhandel von der Donau in Richtung nach Norden und Nordosten von entscheidender Bedeutung war. In das Umfeld des Fernhandels gehörte ohne Zweifel auch das Geschäftsbuch des Prager Kaufmannes mit Krämerwaren JohannNetter von Glauchov ( + 1575), welches dem Brand des Altstädter Rathauses in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges zum Opfer fallen sollte.5 Die Bedeutung des Fernhandels aus dem Donautal in die böhmischen Länder wird bis zu einem gewissen Grad durch die Existenz von Geschäftsbüchern in Iglau und Budweis mit der Führung solcher Bücher in Städten des Donaugebietes und der Alpenländer verbunden. Die Reihe der Geschäftsbücher in österreichischen Städten eröffnet das seit dem Jahre 1516 geführte Gewölberegister der Firma Alexius Über die Handelsbücher Josef Janacek. Pnspevek k otazce kupeckeho zisku v 16.stoleti (Beitrag zur Frage des Kaufmannsgewinns im 16. Jahrhundert.) In: Ceskoslovensky casopis historicky 5 (1957) 276-289 Siehe Zikmund Winter, Kulturni obraz ceskych mest (Kulturbilder aus böhmischen Städten), l. Teil, Praha 1890, 557; Winter zitiert aus dem Buche einige Eintragungen.

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