Neue Revue vom 26. April 1956

30 Machen die ersten Fältchen und KrähenfüBe Ihnen Sorgen? Dann gönnen Sie Ihrer Haut doch einmal eine Behand– lung mit Junocreme. Junocreme enthält jene Nährstoffe, welche die Haut braucht, um jung und spannkräftig zu bleiben, in besonderswirksamer Kombination. Siedringen tief in das Hautgewebe ein - und das ist wichtig, denn nur von diesen tieferen Hautschichten aus können sie auf das hlautgewebe regenerierend und verjüngend einwirken. Schon nach kurzem Gebrauch werden Sie' bemerken, daß die Fältchen und Runzeln verschwinden und daß die Haut wieder jugendfrisch und elastisch wird. Junocreme schützt sie vor Witterungsschäden und gibt d 7 m Teint ein wundervoll mattes, samtartiges Aussehen. IN TUBEN DM 1.20 IN TÖPFEN DM2.50 • JUßO__ creme Hautpflegende Schönheitscreme EIN KA(ODERMA ERZEUGNIS W 02954 kein Harn ausgetreten war dämmerte ihm das Schredclldle auf. Ia der Hitze des Gefechts hatte er, da die Blutung nadi dem Unfall sehr stark gewesen und das Leben des jungen Mann ernsthaft bedroht war, darauf verzichtet, zu prü– fen, ob eine zweite.Niere vorhanden war. Ein sdiwerwiegender Fehler! Hatte· er die einzige Niere, über die der Patient verfügte, entfernt? Dann war der Kranke unweigerlidl verloren. Er rief einen Kollegen in Paris an, mit dem er befreundet war, und klagte ihm ~eine Befürchtungen. Der versudite ihn zu trösten. •Wenn du nicht operiert hättest•, sagte er mitleidig, .wäre der Junge sidier ge– storben, und nach Lage der Verletzung war dodi nichts anderes zu tun, als die· Niere wegzunehmen. Es wäre dir nie– mals gelungen, die abgerissenen Adern wieder anzuschließen und damit das Organ zu erhalten ... • .Das ist alles schön und richtig", un– terbradi ihn der unglüddidle Chirurg, .aber wer glaubt mir das schon? Was kann idl unternehmen? Glaubst du, daß man in Paris eine Nierenüberpflanzung für durchführbar hält?" .,Retten Sie meinen Sohn!" .Keine Chance•, kam die niedersdlmet– ternde Antwort. •Voriges Jahr madite man an der ,d'Allaines' eine Transplan– tation bei einem Kranken, der an schwe– rer Harnvergiftung litt. Man konnte über die noch warme Niere eines Hin– gerichteten direkt vom Schafott weg verfügen und sie eine halbe Stunde nadl der Hinrichtung bereits in ihre neue Umgebung einsetzen. Sie begann tat– sächlidi zu arbeiten, aber viel zu sdlwadl und nicht wie eine gesunde Niere. Der Patient starb nach zwei Wochen. Aber sdiidce deinen Patienten immerhin hier– her, damit wenigstens eine klare Dia– gnose gemadlt wird. Vielleidlt irrst du didi ...• Der Chirurg übernahm die traurige Pflicht, der Mutter des Jungen die furdit– bare Nachridlt zu überbringen. Sie brach nicht zusammen, wie er gefürchtet hatte. •Was ist zu tun?" fragte sie gefaßt. .Ist noch irgendeine Hoffnung?" Der Chirurg antwortete lange Zeit nicht. Dann sagte er: .Ich sdllage vor, daß wir Marius nach Paris bringen. Dort ist die Klinik ,d'Allaines', in der man sehr viel von Nierenleiden versteht. Wir haben nodl keine Gewißheit, daß meine Befürchtungen zutreffen. Vielleidit ...• In der Pariser Klinik wurde eindeutig festgestellt, daß . Marius eine Solitär– niere gehabt hatte, die beim Unfall zer– stört und dann herausgenommen worden war. Die Ärzte der Klinik unterrichteten sogleich die Mutter, die ihren Sohn be– gleitet hatte. Die Frau rang schweigend die Häi;ide, als sie das Todesurteil ihres Kindes ver– nahm. Nach einer langen Pause fragte sie: •Und so gibt es keine Möglidikeit, mein Kind zu retten?• - •Wir könnten versudlen•, antwortete der eine Arzt geduldig, .durch eine künstlidle Niere das Leben zu verlän– gern, vielleidlt u_m Tage oder audi nur Stunden. Aber es wäre eine aussidits– lose Quälerei für den Patienten ,. .. • Die Mutter schüttelte den Kopf. .Das will ich nictit•, flüsterte sie, .er soll sich nicht quälen . ..• Wieder herrschte Stille im kleinen Raum. War es Mitleid oder war es wis– senschaltlidle Neugier, die einen der Ärzte veranlaßte zu spredlen? •Wir hatten bisher keinen Erfolg mit Nierenüberpflanzungen", sagte er, halb zu der Frau, halb zu seinen Kollegen ge– wandt, .aber wir hatten immer nur Nie– ren von fremden Menschen zur Ver– fügung. Hier könnte man vielleicht ver– sudlen, mit dem Organ eines nahen Verwandten ...• Die Frau war aufgesprungen. Sie hatte sofort verstanden. .Nehmen Sie eine Niere von mir", rief sie aus, .bitte, retten Sie meinen Sohn ... idi will, daß Sie ihm eine Niere von mir überpflanzen. Die Niere der Mutter muß beim Kind arbeiten und ihn am Leben erhalten ... • Vergeblidi versudlten die ander.en Ärzte ihr klarzumachen, daß die Aus– siditen auf ein Gelingen sehr gering seien. Selbst bei Tieren sei der Erfolg einer Transplantation zweifelhaft und, das betonten sie besonders, audi die Mutter eines Kindes müsse keineswegs dieselbe Blutgruppe und die anderen Blutmerkmale wie ihr Kind haben, und wenn dies nicht der Fall sei, wäre eine Uberpflanzung von vornherein vollkom– men aussichtslos und nicht zu verant– worten. .Dann prüfen Sie mein Blut•, ant– wortete die Mutter, •und wenn es nidit stimmt, wird mein Mann eine seiner Nie– ren hergeben. Sie müssen es tun ...• Das Schicksal hatte ein Einsehen. Blut– gruppe und andere Blutmerkmale stimm– ten bei Mutter und Sohn überein. ~ach langen Beratungen des Für un<t Wider entschlossen sich die Ärzte, das Unternehmen zu wagen. Den Aussdilag hatte das erschütternde Flehen der Mut– ter 'gegeben. Es hatte die Ärzte zuletzt veranlaßt, .das Wagnis auf ihr Gewissen zu nehmen. Ganze fünf Stunden aauerte die Ope– ration. Sie wurde am Heiligen Abend ausgeführt. Bei der Mutter war festge– stellt worden, daß sie über zwei voll– kommen funktionstüchtige Nieren ver– fügte. So wurde bei ihr mit der Operation 'begonnen. Nach dem Offnen auf der rechten Seite ·wurde die Niere inspiziert. Sie erwies sich als gesund. Daraufhin wurde bei dem Jungen auf derselben Seite eingegangen und die Niere der Mutter unterhalb des früheren Nieren– lagers von Marius eingesetzt. Bevor das geschehen konnte, mußten der Teil des bei der ersten Operation zurückgebliebe– nen Harnleiterstumpfes, Harnleiter, eine Arterie und eine Vene darauf vorbereitet werden, um mit den entsprechenden Ge– bilden des mütterlichen Organes zusam– mengenäht zu werden. Vier Stunden dauerten diese Vorbereitungen, während die eigenUiche Oberpflanzung nur eine knappe Stunde in Anspruch nahm. Es war ein voller Erfolg, ein Sieg der Chirurgie und der Wis,senschaft über ein widriges Geschidc. Die Niere der Mutter schied •beim Sohn innerhalb des ersten Tages nadl der Operation vier Liter Harn aus. Bei dem Jungen setzte eine sdllagartige Besse.rung ein. In den nädl– sten drei Wochen setzte sich diese Besse– rung fort, der Appe~it kehrte zurück, upd Marius konnte aufstehen und herumge– hen. Alle Zeitungen der Welt beridlteten über die Fortsdlritte. Die Mutter strahlte. Ihr Opfer brachte ihr reichen Lohn, zum zweitenmal hatte sie ihrem Sohn das Leben geschenkt. Dann gesctiah das un– vorstellbare Unheil. Plötzlich, ohne jedes warnende Vor– zeichen, setzte die Harnaussdieidung aus. Die Chirurgen verschafften sidi noch einmal Zugang zur Niere, um festzustel– len, ob möglidlerweise ein Versdiluß des Harnleiters durch einen Knick oder ein anderes medlanisches Hindernis vorliege, das man leimt hätte beseitigen können. Aber sie fanden ein aufgequollenes, dop– pelt so groß gewordenes Organ. das offenbar nicht mehr zur Arbeit fähig war. Wie bei allen Oberpflanzungsversuchen vorher, hatte der Körper sidl geweigert, ein .fremdes• Organ in seinen Verband aufzunehmen. Selbst das Organ der eige– nen Mutter wies der Körper zurück. Eines aber war allen Beteiligten klar: eine ü'!!erpflanzte Niere hatte fast vier Wodlen lang in fremder, sozusagen feindlich eingestellter Umgebung voll gearbeitet, bis sie plötzlich zusammen– brach. Die Arzte wußten: man mußte es immer wieder versuchen, bis man eines Tages wissen würde, wie es gemacht werden muß. Am 34. Tag nach der Oberpflanzung starb Marius in der tiefen Bewußtlosig– keit der Harnvergiftung. Die einzige Chance Der Arzt sdlwieg nach dieser langen Erzählung. Dann sprach Bernd. .Aber wenn nodl nie eine Ubetpßan– zung gelungen ist•, sagte er, .was soll ich dann . ..• · .Entsdluldigen Sie die Absdlweifung•, antwortete ihm der Arzt, .idi habe midl hinreißen lassen. Also, das ist so: Wenn Sie beide, Walter und Sie, wirklidl ein– e.üge Zwillinge sind, so haben Sie nidit nur dieselben Blutmerkmale, sondern auch dasselbe Eiweiß baut Sie beide auf. Es sind bestimmte chemisdle Eiweiß– stoffe des Körpers, die sidi mit denen eines anderen Körpers nidlt vertragen, und deshalb behandelt ein menschlicher Organismus ein Organ, beispielsweise eine Niere, aus einem anderen mensch· lidien Organismus als Fremdkörper und

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2