Neue Revue vom 26. April 1956

Opfer treten. Keiner von beiden, wird vorher unterrichtet. Hunderte von Menschen drängen sich an diesem Morgen vor der halbverfalle– nen Fabrik. Die Halbwüchsigen klettern mit Leitern auf die Mauern. Bauersfrauen schleppen Sägeböcke und Bänke heran. Kisten werden aufgestapelt. Das halbe Dorf ist auf den Beinen. Unter starker Polizeibewachung wer– den die Gefangenen herangeführt. Mit gefesselten Händen steht Winkler in dem Hof, auf dem er früher Fischkisten stapelte. Erstaunt sie-h~ er auf die Neu– gierigen. Eine Mauer des Schweigens ist um ihn. Doch dann bricht es los. Wü– tende .Pfuil•-Rufe umbranden ihn. Steine fliegen ... Untersuchungsrichte_i;- Dr. Sterneder leitet das Verhör am offenen Grab Vor ihm stehen zwei eiskalte Mensche~. Sie brechen nicht zusammen beim Anblick der modrigen Grube.Jn ihren Gesichtern spiegelt sieb nicht die leiseste Erschütte– rung. Nur Charlotte wird plötzlich von einem Weinkrampf geschüttelt, der aber schnell vorübergeht. Völlig ungerührt erklärt Winkler: .Ich habe damit nichts zu tun. Meine ehe– malige Frau hat die beiden vergiftet. Ich habe ihr später nur geholfen, die Lei– ch.en zu beseitigen.• Torte aus Streichholzschachteln Charlotte flüstert: .Er hat sie erwürgt. fch bfn nicht dabeigewesen. Als ich spä– ter kam, lagen die Toten bereits in die– sem Zimmer. Vor dem Loch. Wir haben sie dann gemeinsam hineingeworfen.• Zwei Teufel starren sich haßerfüllt an ... Aber der gespenstische Höhepunkt ist noch nicht erreicht.- Dr. Sterri.eder hat sieb noch einen letzten Weg ausgedacht, um einer Antwort auf die Schuldfrage näherzukommen. In die Grabesstille spricht er die Worte: •Wir werden jetzt den Hergang der Tat so rekonstruieren, wie Wink.ler sie geschildert hat. Er soll uns zeigen, wie seine Frau damals vier Stück Torte, von .denen zwei vergiftet waren, in das Zimmer brachte. Wie hat sie es fertiggebracht, daß ihre beiden Opfer ausgerechnet nach den vergifteten Stücken gfiffeni" Die Anwesenden überrieselt grausi– ges Frösteln,- als sie die Vorbereitungen zu dieser Szene beobachten. Dr. Sterneder setzt sich an den Tisch und legt vier Streichholzschachteln vor sieb hin. Mit einem Rotstift malt er auf zwei davon ein dickes Kreuz. Dann dreht er alle Schachteln um.•Das sind die vier Tortenstücke", sagt er zu Winkler.•Sie können sieb merken, welche die vergif– teten sind. Die Schachteln mit dem Kreuz. Aber Sie sehen nichts, während Sie an– bieten!• Winkler tritt vor. Ein geringschätziges Lächeln spielt um seinen schmalen Mund. Aber der Richter läßt ihm keine Zeit zum Oberlegen. Er 'zwingt ihm das Ta– blett mit den Streichholzschachteln in die Hände. Und schon verwandelt sich Dr. Sterneder in den leicht betrunkenen Franz Rosenträger. Sein Kollege Eilmer ahmt ein verschlafenes Kind nach. Die Szene gleicht genau der, die sich vor sedls Jahren in diesem Zimmer abge– spielt hat. Mit schauerlicher Realistik spielen die beiden Osterreicher ihre Rollen. Wink– ler nähert sich ihnen ein Dutzendmal und bietet ihnen seine •Torte• an. Aber nicht einziges Mal gelingt es ihm, den beiden die rotangekreuzten Streichholz– schaditeln in die Hände zu spiel~_n. Trotzdem bleibt.Winkler bei seiner Aus– sage: Gift! •Er lügt!• schreit Charlotte auf. •Denken Sie an die Geschworenen, die auf Sie warten!" ruft Dr. Stemeder. .Sagen Sie die Wahrheit!• Aber der Lokaltermin bringt keine genaue Klärung der Sdiuldfrage. Sie soll in diesen Tagen vom Schwurgericht in Steyr endgültig entschieden werden. Achtzehn Monate hat es gedauert, bis auf diplomatischem Wegf! erreicht war, daß die Deutsdie Charlotte nach Oster– reich ausgeliefert werden konnte, und nun ein Prozeß gegen beide stattfinden kann. Werden sie auch schweigen, wenn sie vor den Geschworenen stehen? Ist der Mann in der Trachtenjoppe der Teufel, für den man ihn hälti Ist die blonde Frau neben ihm eine Bestie? Das Gericht wird entscheiden . . . ENDE Frühlings-Weinbran<l? Weich schmelzend - und doch volltönend wie ein Bogenstrich auf edler Geige - so präsentiert sid1 Ihnen der Chanen~ im Frühli~g! Viellei"cht wird es Ihnen sogar scheinen, als sei mit der ·Kraft und Schönheit des Frühlings auch das Aroma des Chantre volltönender geworden. In der Maien– nächte Kühlung - wie bei 'Frühlingsschauern - abgesehen von den Frühlings– schauern des Herzens, meine Damen-bietet sich Ihnen der weiche und vollblumige Chantre als stets taktvoller und besänftigender Begleiter an. Lassen Sie sid, aud1 im Frühling von der • wcid1cn Welle• tragen - gönnen Sie sid1 jetzt öflcr einmal ,·in Glas vom wcid1en vollblumigen Chancrc. Chantrc ~ vor drei Jahren noch völlig unbekannt, wird heute von Millionen getrunken und verbreite~ sid1 immer weiter. 1 angenehm weich und dod1 mit voller Blume / ein deutsd1er Weinbrand nad, dem Geschmack unserer Ze.it, 1 / , Flasg,e DM !J. ,,..li I 27 ,

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