Neue Revue vom 26. April 1956

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Tr9tz aller Beherrschung kann sie jedoch ihre Unruhe•nidlt ganz verbergen, wenn ihre Augen zu der Sekretärin hinsehen. .Ich erinnere Sie an die Fotos", sagt Feldmann hart. .Sie wissen so gut wie wir, daß es die Bilder von Toten sind.• Charlotte sdlweigt. .Die letzte Nadlt der beiden Rosen– träger•, fährt der Kommissar fort, •war der 19. Mai 1949. Sie waren in Ihre r Wohnung. Es wurde getrunken. Wir haben sogar festgestellt, w a s getrun– ken wurde. Drei Flaschen Wein. Herr Rosenträger hatte sie gestiftet. J;:r hatte am Morgen das Geld bekommen, mit @m er in Winklers Marinadenfabrik eintreten wollte. Wir haben einen Zeu– gen dafür. Er kann beschwören, daß es so war. Und am nächsten Morgen sollen di~· beid~n Rosenträger dann abgereist sem . .. 1 Eine Frau bricht zusammen Schardert springt polternd auf. Mit einem Satz ist er am Schreibmaschinen– tisch. •Um Gottes willen, Frau Rosen– träger!" .Ich kann das nicht mehr ertragen", flüstert zitternd die Frau, die Schardert in der letzten Sekunde. aufgefangen bat. .Ich habe mir zuviel zugemutet. Diese graugrünen Augen ...• . Behutsam legt Schardert seinen Arm um sie. Mit kleinen, hilflosen Schritten taumelt sie aus dem Zimmer . .. .Frau Rosenträger?" stammelt Char– lotte. Sie ist kalkweiß. .Ist das Frau Rosenträger?" , Leise, aber hart erwidert Feldmann: .An diesem Unglück sind Si e schuld. Machen Sie ein Ende mit der grausamen Spannung, unter der diese Frau, sechs Jahre gelitten hat.• Nach einer Pause fügt er hinzu: .Sie haben Franz Rosen– träger vom ersten Tag an schöne Augen gemacht, nicht wahr? Sie haben den Lock– vogel gespielt! Sie haben ihn nach Braun– schweig in die Bars geführt. Bis er end– •lich reif war. Als dann die erste Rate seines Geldes kam, mußte er sterben. Ist es nicht so?" • .Nein! Ich habe es nicht getan ... Er war es ...• Es ist totenstill im Zimmer. Nur der Regen rauscht im dichten Efeu vor dem Fenster. Die blonde Frau ist auf ihrem Stuhl zusammengesackt. Sie reagiert auf kein Wort mehr. Aus ... Feldmann verläßt für einen Augen– blick das Zimmer. Schardert wartet draußer;i auf ihn. •Frau Rosenträger liegt völlig erschöpft nebenan•, flüstert er hastig. •Hat sie Charlotte erkannt?• .Nicht mit Sidlerheit. Sie stammelt dauernd: ,Diese graugrünen Augen, die habe ich schon einmal gesehen·.• Nach einer Stunde hat sich Charlotte wieder gefangen. Aber sie sagt nichts mehr. Hartnäckig schweigt sie auf jede Frage. •Wo sind die Leichen?" bohrt der Kommissar. . Ch~rlotte' schüttelt den Kopf. Auch die nachsten Vernehmungen bringen die Polizei nicht weiter. •Wir müssen uns Winkler vorknöp– fen•, meint Schardert. •Wenn wir genügend Indizien haben.• Feldmanq. betradltet müde das abge– spannte Gesicht seines Assistenten. ~ndizienl Wo steckt Rosenträgers Retsewedcer, den der Elektriker Karl Mode vor fünf Jahren imBesitz des Mari– nadenfabrikanten gesehen hat? · Sein Weg wird über sieben Adressen ver– folgt. Und eines Tages liegt er auf Feld– manns Tisch in der Humboldtkaserne Kostbare Zeit vergeht über die.ser Kleinarbeit. Mit unendlicher Geduld bastelt die Polizei an der Indizienwaffe mit der sie Langbauer alias Winkler ver~ nichtend treffen will. Denn die Oster– reicher teilen mit, daß von diesem Mann kein Geständnis erwartet werden kann. Die Leichen? Es gibt nicht den gering– sten Anhaltspunkt, wo sie zu finden sein könnten. Endlich, Mitte August, hat Feldmann so viele Beweismittel zusammengetra– gen, daß er nach Steyr fahren kann. Die österreichischen Kollegen haben dem Verhafteten noch mit keinem Wort ver– raten, daß in der Sache Rosenträger ge– arbeitet worden ist. Winkler wird vorgeführt. Er ist schlank und drahtig, trägt wildlederne KnJdcerbodcer und eine Trachtenjoppe. Dichte Augenbrauen über den kühlen schwarzen Augen zeugen von Energie und Brutalität. Sein · Mund ist schmal und immer ein wenig spöttisch verzogen. Die Vernehmung ist kurz und hart. Wie beim Kartenspiel zieht Feldmann die Trümpfe. Da ii;t der Wecker, der Talismaq Rosenträgers, den Winkler– Langbauer versetzt hat. Ein Reise-Neces– saire, das er einem Handwerker ver– kaufte. Hosen, Schuhe, ein Mantel .. . •Es ist sinnlos zu leugnen! Sämtliche Indizien sprechen eindeutig gegen ·Siel" Feldmann sieht Winkler durchdringend an. Aber er kann keinerlei Regung in diesem blassen, höhnischen Gesicht ent– decken. .Gegen mich?" erwidert Winkler ge– dehnt. Dann lächelt er verständnislos. .Ach so!" ruft er plötzlich.•Sie meinen, weil ich.,. vorbestraft bin. Der Raubmör– der Langbauer!" Seine Augen werden zu sdlmalen Schl.itzen, als er fortfährt. .Sie haben saubere Arbeit in Söllingen ge– leistet. Das muß man Ihnen lassen. Aber Sie haben sich in der Adresse geirrt. Ich habe einmal eine Dummheit gemacht in Wien, dafür habe ich gebüßt. Die Rosen– träger-Geschichte müssen Sie schon mit meiner verflossenen Frau abmachen. Fragen Sie doch mal Charlotte, ob sie nicht schon acht Tage vor dem ... letz– ten Abend der beiden Rosenträger in Braunschweig Güt gekauft hat. Na ja, ich will es Ihnen noch einfacher machen: sie hat .das Zeug in eine Torte getan ... • Mit einer spöttischen Handbewegung deutet Winkler an, daß damit das Ge– spräch für ihn zu Ende ist. Und mit die– sem Entschluß ist es ihm völlig ernst. .Ich habe Ihnen schon mehr gesagt, als ich verantworten kann•, grinst er mit schmalen Lippen. .Eines fehlt noch. Wo sind die Leichen?" .Das habe ich leider vergessen, Herr Kommissar. Sie können das aber sicher von Charlotte erfahren.• Während sich in den nächsten Tagen der gewiegte Untersuchungsrichter Dr. Sterneder in Steyr mit Winkl~r beschäf- tigt, nimmt sich Feldmann in Braun– schweig Charlotte vor. Ohne Erfolg ... Feldmann durchwühlt schon zum drit– tenmal das gesamte Grundstück der ehe– maligen Marinadenfabrik. Er holt sich Verstärkung aus Schöningen heran. Frei– willige Feuerwehr und Polizisten graben sämtliche Müllabladeplätze um. Obwohl der miltelalterlidte Brunnen auf dem Fa– brikgelände schon einmal flüchtig über– prüft ist, steigt noch einmal ein Beamter hinab. In sieben Meter Tiefe wühlt er den Boden um. Nichts ... Feldmann geht wütend im Flur vor den beiden Zimmern auf und ab, die nach Aussage des Hausbesitzers für die Fa– milie Rosenträger vorgesehen waren. Rosenträger hat ein paar Tage lang per– sönlich beim Ausbau dieser Räume ge– holfen, erklärt ein Zeuge. ' Zehn Schritte hin, zehn Schritte zurück. Feldmann zermartert sein Hirn. Dann betritt er noch einmal die bei– den Zimmer. Eine Flüchtlingsfamilie aus Berlin wohnt jetzt dort. Wieder geht der Kommissar auf und ab. Plötzlich bleibt er verblüfft stehen. Er überlegt, schreitet wieder die Wohnung ab. Acht Schritte! Feldmann rennt nadl draußen. Zehn Schritte! Schardert kommt. Er wiederholt das Eicperiment. Triumphierend. sieht Feldmann seinen Assistenten an.•Eine blinde Mauer!• Noch am gleichen Nadlmittag rattert ein Preßlufthammer -in dem ausgeräum– ten Schlafzimmer der Berliner Flüdlt- „ linge. Er rejßt dicke Brocken aus dem fast dreißig Zentil!J.eter starken Beton– fußboden. Feldmann überwadlt persön– lich die Arbeit, mahnt die Arbeiter immer wieder zur Vorsidlt. Jeden Augenblick können sie auf die Skelette stoßen. Aber unter dem Beton ist nichts als glitschiger, schmutziger Lehmboden. •Weitergraben!" befiehlt Feldmann. Zwei Kriminalbeamte sdlaufeln nun die E~de vorsichtig zur Seite. Es ist längst dunkel, als sie sich fast einen Meter tief eingegraben haben. Sie stoßen nun seit– lich unter der blinden Mauer vor. Wie– der nidits. Es ist schon beinahe Mitter– nacht. Da bückt sich einer der Beamten blitz– schnell.•Ein Knochen!" ruft er. Feldmann nimmt den Fund in die Hand.•Das Schienbein eines Menschen•, sagt er heiser.•Wir haben es gesdlafftl" -Am 21. August ist es soweit. Lokal– termin in Söllingen. Winkler und Char– lotte sollen vor das offene Grab ihrer AUF DER SUCHE NACH DEN LEICHEN graben sich die Braunschweiger Kriminalbeamten In den glllsdligen, lebmJgen Boden. In 1,20 Meter Tiefe haben sie es geschallt.•Ein Knochen!" ruJt der eine Beamte erregt. Sie sind -auf die Skelette der beiden Rosentrlger gestoßen.

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