Neue Revue vom 26. April 1956

In bitterer Not leben der 68jährige Richard Wiilbrandt und seine Frau Elli. Der ehe– malige Elbe- und Oder-Binnenschiffer wurde 1927 in der Westpriegnitz Landwirt. 1952 mußte er nach Westberlin flüchten : er hatte sein landwirtschaftliches Soll nicht erfüllt. Drei Jahre lang lebte das Ehepaar in Lagern und Baracken. 1955 wurden sie von Berlin nach Hamburg ausgeflogen. Nach fünf schweren Wodien im Flüchllingslager konnten sie endlich ein 4X2 1 /t Meter großes Zimmer beziehen. Für Richard Willbrandt läuft inzwischen ein Rentenantrag. Aber bis dieser entsdiieden ist, muß er von 37flO DM Uli.erbrückungsgeld im Monat aus– kommen. Seine Frau verdient als Küchenbeihilfe das Allernotwendigste zum Leben dazu. Völlig arbeltsunftihlg - das ist das ärztlidle Urteil für die 35jährige Gertrude Körper, die mit ihrer dreijährigen Tochter Jsolde (Bild) und dem aditjährigen Sohn Peter in einer unheizbaren, genau 8 qm großen Wohnkammer einer Esslinger Mietkaserne hausen muß. Gertrude Körper ist von Beruf Sdineiderin und stammt aus Neutitscheln im Sudetenland. Ihr unglaublldles Wohnelend war die Ursache einer schweren Bandscheibenentzündung und von Gelenkrheumatismus, der die Frau zur Untätigkeit verdammte. Seit dem 1. Januar 1956 von der Krankenkasse ausgesteuert, muß die Kranke von 124.- DM Wohlfahrtsunterstützung leben. Sie und die ebenfälts schon kränklldie kleine lsolde hätten eine Erholung dringend nötig. 15

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