95 Jeden Tag aufs Neue improvisieren Unmittelbar zu Beginn der Besatzungszeit durch die Sowjetarmee gab es in ganz Steyr-Ost kein Brot – und natürlich auch keinen Sack Mehl oder Getreide. Die rührigen Stadtfunktionäre konnten auf Grund ihrer geheimen Kontakte dennoch in Erfahrung bringen, dass unweit der Stadt 17 Waggon Hafer lagerten. In mühsamer Kleinarbeit wurde der Hafer in die Stadt gebracht und gemahlen. Und so hatte Steyr-Ost plötzlich die Basis für ein Haferbrot; es war zwar trocken und brüchig, aber es half über die ärgste Hungersnot hinweg. Otto Treml geht auch auf das gänzliche Fehlen von Fleisch in den ersten Tagen und Wochen ein: „Die möglichen Fleischrationen standen in den ersten Tagen nur auf dem Papier. Aber man wusste sich zu helfen: Im Garten des Kinderfreunde-Heimes auf der Ennsleite tummelten sich eingefangene Pferde der Wehrmacht. Die Tiere wurden von Tag zu Tag weniger, dafür gab es bei den Fleischhauern auf der Ennsleite und im Wohngebiet von Münichholz plötzlich frisches Fleisch.“113 113 Otto Treml: 1945: Befreiung und Wiederaufbau in Steyr. [online] URL: http://ooe.kpoe.at/article.php/20060215220731218 [letzter Zugriff: 31.07.2019]. S. 1. In jener Zeit des akuten Nahrungsmangels ist dieser Weg beinahe zur Routine geworden: Das gemeinsame Gehen zu den Bauern der Umgebung, um Nahrungsmittel zu bekommen.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2