91 Der Ost-Sektor der Stadt Steyr In Steyr-Ost wurde im Einvernehmen mit Repräsentanten der Roten Armee der Büchsenmacher Johann Kahlig (KPÖ) zum Bürgermeister bestellt und eine provisorische Stadtverwaltung eingerichtet, der Vertreter der demokratischen Parteien der Vorkriegszeit angehörten: Karl Bloderer (KPÖ), Karl Hübsch (KPÖ), Vinzenz Ribnitzki (SPÖ), Johann Schanovski (SPÖ), Thomas Trunk (KPÖ) und Josef Wöhrer (ÖVP). Bei der Konstituierenden Sitzung des im Haus Bahnhofstraße 5 untergebrachten „Gemeindeamtes Steyr, rechts der Enns“ am 6. Juni 1945 verwies Bürgermeister Krahlig auf die Tatsache, dass der Ausbau der neuen Gemeindeverwaltung „aus dem Nichts und vorerst ohne Geldmittel“ erfolgte. Nach Angelobung der neubestellten Gemeinderäte wurde die Annahme eines vorläufigen neuen Gemeindestatuts, das „demokratischen Geist widerspiegelt“ beschlossen.108 Die Situation stellte sich für die Verantwortlichen von Steyr-Ost so dramatisch dar, dass sie eine Abordnung von Gemeinderäten zum damaligen Bundeskanzler und späteren Präsidenten der jungen Republik, Dr. Karl Renner, schickten, um „über die Zukunft der Stadt und das Schicksal der hart bedrängten Steyr-Werke“ vorzusprechen. Dr. Renner versicherte der Abordnung, die Regierung werde alles in ihrer Macht stehende unternehmen, um „die Eisenstadt vor dem Verfall zu retten“109. Aufbau von Organisationsstrukturen So gestärkt zurückgekommen, gingen die Stadtväter intensiv daran, eine funktionierende Organisation des abgeteilten Stadtteils aufzubauen. Als erstes wurden alle in Steyr-Ost wohnenden Beamten und öffentlichen Angestellten aufgefordert, sich zu melden. Dadurch wurde es in der Folge möglich, die notwendigen Behörden zu errichten, die für das Funktionieren einer Gemeindestruktur unerlässlich waren: ein Gemeindepolizeiamt, ein Wohnungsamt, ein Fürsorgeamt und ein Wohnungsamt-Ost. 108 Krobath, Erlefried: Steyr nach dem 2. Weltkrieg, in: Amtsblatt der Stadt Steyr, April 1980, S. 14. 109 Retzl, Helmut: Münichholz – ein Stadtteil im Wandel der Zeit. Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr. Heft 37, Juni 1986. S. 81.
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