89 Wir wissen, dass wir Frieden und Befreiung den Alliierten verdanken. Es ist daher ein Akt selbstverständlicher Solidarität, wenn wir auch gemeinsam mit unseren Befreiern Montag, 3. September 1945, als Festtag begehen. Klar, dass die Feier unter den gegebenen Verhältnissen nur ganz schlicht sein kann. Und diese Feier soll den Übergang von der Kriegs- zur Friedensproduktion versinnbildlichen. Haben die Steyr-Werke bis vor kurzem nur Waffen des Todes und der Vernichtung geschmiedet, so werden an diesem Tag zum ersten Mal Traktoren, bestimmt zur friedlichen, produktiven Arbeit, öffentlich vorgeführt werden. Die Friedensarbeit hat verheißungsvoll begonnen, die Serienproduktion kann anfangen. Ingenieure und Arbeiter können stolz auf diese Leistung sein. Alle amerikanischen Behörden haben unseren Vorschlag, den Schritt von der Kriegsarbeit zur Friedensarbeit festlich zu begehen, aufs herzlichste begrüßt, ein Schritt, der ohne ihre tatkräftige Mithilfe nicht möglich gewesen wäre. Und so laden wir die Bevölkerung von Stadt und Land ein, der Feier beizuwohnen, die am Montag um 10 Uhr vormittags vor dem Rathaus abgehalten wird. Wir ersuchen die Hausbesitzer, zum Zeichen der Festfreude die Häuser von 6 Uhr bis 18 Uhr zu beflaggen. Steyr, am 31. August 1945 Weindl e.h. Prokesch e.h. Bezirkshauptmann von Steyr Bürgermeister der Stadt Steyr Das gute Einvernehmen mit der amerikanischen Besatzungsmacht war hilfreich bei der Bewältigung der fast unüberschaubaren Probleme. So wurde durch einen Gemeinderatsbeschluss die Artilleriestraße in „Rooseveltstraße“ umbenannt und der Oberkommandierende der US-Streitkräfte in Österreich, Mark W. Clark wurde in der Gemeinderatssitzung vom 2. August 1946 zum „Ehrenbürger der Stadt Steyr“ ernannt.107 107 Brandl, Manfred: Neue Geschichte von Steyr. Vom Biedermeier bis Heute. S. 28.
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