Die Stadt Steyr, Nachkriegszeit – Besatzung – Wiederaufbau 1945 - 1955

72 So wurde Franz Prokesch (SPÖ)92 zum ersten Bürgermeister der Nachkriegszeit bestellt; Ferdinand Knabl (ÖVP) wurde sein Stellvertreter und Dr. Ferdinand Häuslmayr (SPÖ) wurde zum Magistratsdirektor ernannt. Am Tag des Einmarsches der Amerikaner wurde auch der bisherige NSOberbürgermeister Hans Ransmayr in seiner Steyrer Stadt-Wohnung festgenommen und anschließend auf die Kühlerhaube eines amerikanischen Jeeps gesetzt und auf diese Weise zum Haus Schlüsselhofgasse 31 – der Schönauer-Villa – gefahren und dort auf dem Dachboden eingesperrt, ohne jedoch bewacht zu werden. Am folgenden Tag, dem 6.Mai, brachten amerikanische Militärpolizisten Ransmayr ins Rathaus, wo er im Vorraum seines ehemaligen eigenen Büros bis 13:00 Uhr warten musste, ohne jedoch einvernommen zu werden. Schließlich wurde er von seinem Nachfolger, dem neuernannten Bürgermeister Franz Prokesch, nach Hause geschickt. Erst einige Tage später wurde „Ransmayr als politischer Leiter der NSDAP verhaftet und ins Gefangenenhaus Berggasse in Steyr überstellt.“93 Von dort wurde er später in das Internierungslager für ehemalige Nationalsozialisten, „Camp Marcus W.Orr“ nach Glasenbach bei Salzburg gebracht. Nach der Auflassung des Lagers kam Hans Ransmayr nach Steyr zurück, wo er am 12. November 1949 verstarb. Kapitulation der Heeresgruppe Ostmark Am Nachmittag des 7. Mai – seit Stunden war entlang der deutschamerikanischen Front an der Enns kein Schuss mehr gefallen – begaben sich Generaloberst Dr. Lothar Rendulic94 (Oberbefehlshaber der Heeresgruppe Ostmark, so hieß seit 1. Mai 1945 die Heeresgruppe Süd jetzt offiziell) und sein 92 Franz Prokesch, geb. am 2.7.1898 in Schönau, Bezirk Krumau in Südböhmen, war gelernter Schmied und seit September 1915 im Steyr-Werk beschäftigt. Seit 1916 gehörte er der Metallarbeiter-Gewerkschaft an und übte dabei verschiedene gewerkschaftliche Funktionen aus. Prokesch übte die Funktion des Bürgermeisters bis zum 14. September 1945 aus. 93 Treml, Otto: „1945: Befreiung und Wiederaufbau in Steyr“; Beitrag in „Festschrift zum 50. Jahrestag der Befreiung Österreichs. 40 Jahre Staatsvertrag“; 1995 94 Lothar Rendulic (1887 – 1971), war ein kroatisch-stämmiger österreichischer Offizier, der nach dem Anschluss Karriere in der deutschen Wehrmacht machte. Zuletzt war er Generaloberst (einer von drei Österreichern) der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Ab 1944 war er Befehlshaber der Heeresgruppe Süd/Ostmark. Nach der Kapitulation im Mai 1945 kam er in amerikanische Gefangenschaft, wurde 1948 zu 20 Jahren Haft verurteilt, kam 1951 frei und betätigte sich in der Folge als Schriftsteller. 1957/58 war er als möglicher Bundesparteiobmann der Freiheitlichen Partei im Gespräch eine Funktion, die schließlich Friedrich Peter übernahm. Quelle: Lothar Rendulic: [online: 20.07.2019]. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Lothar_Rendulic. [letzter Zugriff: 23. 07. 2019]. S. 1.

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