71 Am Michaelerplatz errichteten die Amerikaner bei zwei Häusern sofort Maschinengewehrstände, von denen aus sie die Brücke über die Steyr und ihre Zugänge beherrschten. Sie beschlagnahmten weiters das Hotel Minichmayr in der Haratzmüllerstraße 1, um es für Unterkunftszwecke zu nützen. Weiters wurden in rascher Folge die Steyrer-Werke und das Rathaus besetzt, in dem die Zentrale der Verwaltung eingerichtet wurde. Um den nachrückenden Truppen die nötigen Quartiere zu sichern, wurden zahlreiche private und öffentliche Unterkünfte requiriert. Das Truppenkommando selbst bezog im Hotel Steyrer-Hof (Stadtplatz 31) Quartier, die militärischen Dienst- und Verwaltungsstellen fanden im Kreisgericht (Stadtplatz 15) Unterkunft. Was die Zivilbevölkerung sofort zu spüren bekam, waren die Folgen eines vollkommenen Ausgehverbotes, das bis zum Montag, den 7. Mai, andauerte. In der Folgezeit wurde das Ausgehverbot neu definiert: Die Bevölkerung durfte auf die Dauer von zwei Wochen nur innerhalb gewisser Stadtzonen, vormittags in der Zeit von 9:00 bis 12:00 Uhr und nachmittags von 14:00 bis 16:00 Uhr die Häuser und Wohnungen verlassen, um die notwendigsten Besorgungen des täglichen Lebens erledigen zu können. Die amerikanischen Truppen überschritten sogar für kurze Zeit die Enns und besetzten auch die Stadtteile Ennsdorf, Ennsleite und Münichholz. Auf diese Weise konnten auch am 5. Mai die Häftlinge des KZ-Münichholz befreit werden; ausgenommen blieben vorerst die kriminellen Gefangenen, die wurden erst befreit, nachdem die Russen das Lager übernommen hatten. Erste provisorische Stadtverwaltung Noch am 5. Mai – also am Tag des Einmarsches der Amerikaner – kamen Vertreter der demokratischen Parteien der Vorkriegszeit – der Sozialdemokraten (SPÖ), der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und der Kommunistischen Partei (KPÖ) - im Steyrer Rathaus zu einer ersten Sondierungssitzung zusammen. Ziel der Aussprache war es, im Einvernehmen mit einem dafür abgestellten amerikanischen Oberstleutnant ein neues Stadtoberhaupt zu benennen und eine provisorische Verwaltung einzusetzen, die bis zu einer künftigen Wahl die Geschäfte führen sollte.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2