67 Geplante Verteidigung von Steyr Mit der Verteidigung des oberösterreichischen Raumes und damit auch von Steyr war die 487. Ersatz- und Ausbildungsdivision unter General Paul Wagner beauftragt; diese Division unterstand der Heeresgruppe Süd. Am 20. April bildete General Wagner fünf Regimentstruppen, wobei die „Dritte Regimentstruppe“ unter Major Schlesinger im Raum Steyr stationiert war. Im Stadtgebiet waren vorsorglich Verteidigungseinrichtungen aufgebaut: 50 Panzer- und Torsperren in den Häusern am Ennskai, beim Schloss Lamberg und in der oberen Ölberggasse. Am Tabor und im Karolinental hatte man Bunkergruben oder Schützengräben angelegt. Diese sollten von Volkssturmeinheiten, die erst Mitte April zusammengestellt wurden, besetzt werden. Als Hauptstützpunkt des Widerstandes war das Schloss Lamberg vorgesehen; im Schlossgraben wurde deshalb auch ein (!) Granatwerfer aufgestellt. Noch am 1. Mai mussten Häftlinge aus dem KZ-Münichholz Schützengräben aushaben. Dabei war es bis zuletzt offen, ob die Stadt verteidigt oder kampflos übergeben wird. Während in Wien unter der Leitung von Dr. Karl Renner bereits am 27. April 1945 eine provisorische Regierung gebildet wurde, wurde in Steyr noch am 2. Mai intensiv von führenden Funktionären der NSDAP unter dem Vorsitz des Kreisleiters mit Offizieren der Garnison darüber beraten, die Stadt zu verteidigen oder den einrückenden Alliierten zu überlassen. Man entschloss sich bei diesem Treffen, beim Herannahen der amerikanischen Truppen keinen Widerstand zu leisten und die bereits an den Stadtbrücken angebrachten Sprengladungen wieder entfernen zu lassen. Doch ein Teil der Parteifunktionäre war damit nicht einverstanden und beschloss in einer anschließenden Besprechung, die ohne die offiziellen Vertreter der Wehrmacht stattfand, die Sprengladungen nicht zu entfernen und die Brücken beim Herannahen der Amerikaner sprengen zu lassen. Am 5. Mai, dem letzten „echten“ Kriegstag im Gau Oberdonau, wurden Wehrmachtssoldaten von Molln aus Richtung Steyr abkommandiert, damit sie gemeinsam mit Soldaten, die in der Artilleriekaserne stationiert waren, die
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