Die Stadt Steyr, Nachkriegszeit – Besatzung – Wiederaufbau 1945 - 1955

64 Befreiung des KZ-Mauthausen Völlig überraschend und unvorbereitet traf die amerikanischen Besatzer die erste Berührung mit dem KZ-Mauthausen: Während einer Aufklärungsfahrt in der Nähe von Mauthausen stieß der Trupp am 5. Mai auf einen Vertreter des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes in Genf, Louis Haefliger76, der die Patrouille bewog, mit ihm zu den Konzentrationslagern in Mauthausen und Gusen zu fahren.77 „In Mauthausen fanden die völlig überraschten Amerikaner, die in zwei Panzerspähwagen angerollt kamen ungefähr 16.000 Häftlinge, von denen sich die überwiegende Anzahl in einem schrecklichen Zustand befand“.78 „Die meisten waren halbnackt, nur mit Lumpen bekleidet, manche ohne jede Bekleidung, halb verhungerte Geschöpfe, lebende Skelette. Es war, als hätte sich ein Massengrab geöffnet. Manche waren ohne Beine, andere kamen auf einem Bein hüpfend, manche schleppten sich auf allen Vieren kriechend oder robbend heran, sie alle versuchten, die Tanks und die lebensrettenden Soldaten zu berühren. Die anderen, völlig Entkräfteten [……] wälzten sich im Staub und Schlamm der Lagerstraßen, versuchten die Hände oder zumindest den Kopf in Richtung der Panzerfahrzeuge zu strecken. Auch sie wollten die Befreier begrüßen, ihnen danken [……]“.79 Die Lagerbewachung der SS-Mannschaft hatte sich bereits am 3. Mai zurückgezogen und die Überwachung der KZ-Insassen Einheiten der Wiener Feuerschutzpolizei überlassen, die bereits seit 14. April im Einsatz waren. Am 6. Mai wurde das 21. Panzerinfanteriebataillon nach Mauthausen beordert, „um 76 Louis Haefliger (1904 – 1993), war ein Schweizer Bankangestellter. Er übernahm im April 1945 eine Mission als Delegierter für das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK), um einen Lebensmitteltransport in das KZ-Mauthausen zu begleiten. Unmittelbar vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs verhinderte er vorraussichtlich die Sprengung des unterirdischen Flugzeugwerkes in St. Georgen /Gusen und der Stollen bei den Konzentrationslagern von Gusen und damit die Ermordung zehntausender Menschen, indem er die amerikanischen Truppen benachrichtete und in die Konzentrationslager von Mauthausen und Gusen führte. Er wurde für die Aktion als „Retter von Mauthausen“ bekannt. Haeflingers Wirken war nach Kriegsende geprägt von dem Drang, seine Leistung stark herauszustreichen, was zu einem Konflikt der „Österreichischen Widerstandsbewegung“ und des „Dokumentationszentrums des Österreichischen Widerstandes“ in Wien führte. Nach: URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Louis_Häfliger 77 Dazu: Marsalek, Hans: Der Beitrag des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz in Genf zur Häftlingsevakuierung aus dem KZ-Mauthausen und die Rolle von Lous Häfliger in Mauthausen in den April- und Maitagen 1945 resp. nach1945. In: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Jahrbuch 1989. S 10 – 30. 78 Tweraser, US-Militärregierung Österreich, Band 1. S. 58. 79 Marsalek, Hans: Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen, 1980. S. 330

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