Die Stadt Steyr, Nachkriegszeit – Besatzung – Wiederaufbau 1945 - 1955

59 den Nationalsozialismus zeigt die Frau Otto Pensl bei der Gestapo an. Im Juni 1942 steht Otto Pensl vor dem Sondergericht im Landesgericht Linz. „Aufgrund der vollständig glaubwürdigen Aussagen der Zeugen Hilde Rubenzucker und Friedrich Bichler in Verbindung mit einem teilweisen Geständnis des Angeklagten nimmt es das Gericht als erwiesen an, dass der Angeklagte gesagt hat: ‚Schauens, unsere jungen Leute müssen heute für diesen Krieg die Schädel hinhalten und büßen […….] Schauen Sie, ist das etwa menschlich, wie man bei uns die Juden und die russischen Gefangenen behandelt! Wenn bei uns etwas nicht klappt, sind immer die Juden daran schuld! […….] Wir müssen erst abwarten, ob wir den Krieg gewinnen [……] Die Soldaten, die von der Ostfront zurückkehren, erzählen etwas ganz anderes, als in der Presse berichtet wird. […….] Im KZ Lager Mauthausen werden die Leute nur so weggeputzt.“66 Das Urteil lautete damals: ein Jahr Gefängnis „wegen Vergehens gegen das Heimtückegesetz“. Ermordet im KZ Mauthausen Nach einem Jahr Gefängnis kommt Otto Pensl wieder frei, wird aber bald darauf von der Gestapo im Zuge einer Verhaftungswelle gegen die Kommunisten wieder abgeholt. Diesmal landet er im KZ Mauthausen. Trotz schlimmster Misshandlungen ist Otto Pensl nicht bereit, auch nur einen Namen seiner Mitstreiter preiszugeben. Der „zähe Sportler“ - so wird berichtet – half seinen Kameraden, wo er nur konnte und es die Umstände zuließen. Er strahlte Mut und Zuversicht aus. „Nur mehr wenige Tage, und wir sind wieder frei“, war sein steter Ausspruch im Frühjahr 1945. Pensl sollte Recht behalten – nur für ihn galt dieser hoffnungsvolle Satz nicht mehr: Gauleiter August Eigruber ordnete am 27. April 1945 an, die 34 oberösterreichischen Kommunisten, die sich im Lager Mauthausen befanden, zu liquidieren. Auch die Hinauszögerung dieses Befehls durch die politischen Funktionshäftlinge in der Lagerstube half nichts: 33 Oberösterreicher – unter ihnen Otto Pensl – und zehn weitere Häftlinge sterben am 28. April 1945 in der Gaskammer von Mauthausen; es war die letzte Vergasungsaktion im Vernichtungslager Mauthausen; am 5. Mai wurde das Lager von der US-Armee befreit. 66 Widerstand und Verfolgung in Oberösterreich 1934 – 1945, Eine Dokumentation, hg. V. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes, Band 1, Wien/Linz 1982, S. 295

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