56 Franz Reichleitner61 (1906 – 1944), war Kriminalpolizist und SS-Führer. Im Rahmen der „Aktion T 4“, der Tötung von geisteskranken und behinderten Menschen wurde Reichleitner in der Tötungsanstalt Hartheim zuerst Stellvertreter von Franz Stangl, dann dessen Nachfolger. In der Folge wurde Stangl Lagerleiter von Sobibor, als er dann das Vernichtungslager Treblinka übernahm, wurde Reichleitner Stangls Nachfolger in Sobibor. Später wurden beide ab 1943 zur Partisanenbekämpfung nach Oberitalien abkommandiert, wo Reichleitner im Jänner 1944 nahe Rijeka von Partisanen erschossen wurde. Er war mit der aus Steyr gebürtigen Anna Baumgartner v erheiratet, einer Freundin von Stangls Frau, die ebenfalls aus Steyr gebürtig war. Franz Stangl62 (1908 – 1971), war Lagerleiter von Hartheim, Sobibor und Treblinka. Zeit seines Lebens ein enger Weggefährte von Franz Reichleitner. Stangl war mit der aus Steyr gebürtigen Theresa Eidenböck verheiratet, die ihm dann auch ins Exil nach Südamerika folgte und bis zuletzt seine Schuld und seine Verbrechen nicht einsah63. Stangl, der für den Tod von fast einer Million Menschen mitverantwortlich gemacht wurde, konnte von Simon Wiesenthal in Brasilien ausfindig gemacht werden, wo er dann auch 1967 verhaftet wurde. Beim Prozess in Düsseldorf wurde er zu einer lebenslangen Haft verurteilt; er starb 1971 im Gefängnis an Herzversagen. „Täter waren aber auch die Denunzianten und Vernaderer“, so Forstenlechner weiter, „die aus Dummheit, Bösartigkeit, vorauseilenden Gehorsam Nachbarn, Freunde oder gar Verwandte anzeigten und so in Todesgefahr brachten“. Denunzieren war in dieser Zeit weit verbreitet; als Betroffener konnte man sich eigentlich nicht wehren gegen die oftmals falschen Anschuldigungen. So erging es auch den Zieh- und Pflegeeltern von Sidonie Adlersburg, einem Roma Mädchen. Abschied von Sidonie Ob „Abschied von Sidonie“ Erich Hackls wichtigstes literarisches Werk ist, soll hier nicht beurteilt werden. Jedenfalls ist es ein Text, der einem äußerst berührt, der einem sehr nachdenklich zurücklässt - der einfach wichtig und notwendig war, um an einem ganz konkreten Verlust eines Menschen, eines jungen Mädchens, aufzuzeigen, wohin Ablehnung und in der Folge übles Denunzieren führen: zum Tod im Konzentrationslager. Das Buch ist bereits 1989 erschienen und der berührende Film von Karin Brandauer, der viel zu früh verstorbenen ersten Frau von Klaus Maria Brandauer, wurde ein Jahr später gedreht. 61 Franz Reichleitner: [online: 11.06.2019]. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Reichleitner. [letzter Zugriff: 20.07.2019]. S. 1. 62 Franz Stangl: [online: 17.06.2019]. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Franz_Stangl. [letzter Zugriff: 20.07.2019]. S. 1 63 Stangl, Teresia: An der Seite eines Täters. Entnommen aus: Angerer, Christian, Maria Ecker: Nationalsozialismus in Österreich. Opfer – Täter – Gegner, Innsbruck 2014. S. 306 f.
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