52 bereithalten“.56 Der Gestapo-Spitzel, der diesen Vermerk verfasst hat, will auch bemerkt haben, dass „sich viele Steyrer weißes und rotes Krepp-Papier zulegen“, um zu gegebener Stunde daraus die österreichische Fahne in RotWeiß-Rot herstellen und den Befreiern zujubeln zu können. Am 27. April wurde Linz zum letzten Mal von Tieffliegern angegriffen. Gauleiter August Eigruber befahl daraufhin, alle Oberösterreicher zu ermorden, die im KZ – Mauthausen gefangen gehalten werden. Am selben Tag – am 27. April 1945 – wurde in Wien bereits unter der Leitung des ehemaligen Bundeskanzlers Dr. Karl Renner eine österreichische Bundesregierung zusammengestellt, die vorerst nur die Zustimmung der sowjetischen Besatzungsmacht hatte.57 30. April: Wieder ein Stimmungsbericht der Gestapo über die Situation der Bevölkerung in Steyr: „Der Glaube an einen günstigen Ausgang des Krieges ist bei der breiten Masse nicht mehr vorhanden“.58 Am selben Tag, dem 30. April 1945, erschoss Adolf Hitler im Führerbunker unter der Reichskanzlei in Berlin seine Frau, Eva Braun, und beging anschließend Selbstmord. 56 Amtsblatt der Stadt Steyr, Steyr 5a, 48. Jahrgang, 8. Juni 2005, S. 7. 57 Dr. Karl Renner erhielt am 20. April 1945 von Marschall Fjodor Iwanowitsch Tolbuchin den Auftrag, eine Regierung zusammenzustellen. (Tolbuchin wurde von Stalin zu diesem Schritt direkt ermächtigt). Renner musste aber erst gefunden werden, was nach einiger Zeit gelang: Er lebte in Gloggnitz in seinem Haus. Bereits vier Tage später am 27. April hatte Renner seine Regierungsmitglieder nominiert und er konnte sie Tolbuchin präsentieren. Dieser bestätigte Renner und die übrigen Regierungsmitglieder und lud alle zu einem opulenten Mittagessen ein, das von 13:00 – 17:00 Uhr dauerte und „jeden der halbverhungerten Österreicher zu einem unvergesslichen Erlebnis wurde. Am eifrigsten bedienten sich die Österreicher aber an gereichten Zigaretten und Zigarren, Dr. Renner steckte sich sogar eine ganze Schachtel ein und zitierte dabei Karl Marx: ‚Die Expropriateure müssen expropriiert werden‘“. (Zitiert nach: Portisch, Hugo, Sepp Riff: Österreich II, S. 160.) 58 Amtsblatt der Stadt Steyr, Steyr 5a, 48. Jahrgang, 8. Juni 2005, S. 7. Dr. Karl Renner bei der Übernahme der provisorischen Regierungsgeschäfte vor dem Parlament in Wien; rechts der spätere Bundespräsident Dr. Theodor Körner.
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