51 Die letzten Tage im Krieg Der Krieg dauerte den Menschen schon viel zu lange; die meisten waren verzweifelt und wütend über die sich immer noch verschlechternde Lage. Die Stadt Steyr war geprägt durch Verwüstungen, viele Häuser und Wohnungen waren ganz zerstört oder zumindest in ihrer bewohnbaren Bausubstanz stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Möglichkeit, ausreichend Nahrungsmittel zu bekommen, wurde immer mühsamer – und mehr und mehr Menschen strömten in die Stadt, brauchten Wohnraum und Nahrung. Auch wenn sich der Zusammenbruch des Dritten Reiches abzeichnete, kämpfte die deutsche militärische Führung mit letzten Kräften dagegen an. So griffen Anfang des Jahres 1945 1.000 deutsche Flugzeuge Flugplätze der Alliierten in den Niederlanden, in Belgien und in Frankreich an. Die deutsche Luftwaffe erlitt dabei schwere Verluste. Im Februar 1945 begannen Briten und Kanadier eine Offensive im Westen und eroberten am 7. März die unzerstörte Rheinbrücke bei Remagen. Dann rückten innerhalb von sechs Wochen alliierte Streitkräfte bis zur Elbe vor und trafen dort erstmals auf Kampfverbände der Sowjet-Armee. Bei verheerenden Luftangriffen auf Dresden, Berlin und Potsdam verloren 200.000 Menschen ihr Leben. Am 7. April erklärte der Gauleiter von Oberdonau, der gebürtige Steyrer August Eigruber, im Rundfunk: „Oberdonau wird um jeden Preis gehalten“. Die Rote Armee rückte von Nordosten kommend rasch gegen Österreich vor. Am 13. April eroberten die Sowjets nach massivem Widerstand die Bundeshauptstadt Wien, kurz darauf St. Pölten, ehe sie dann kurzzeitig nach Norden abdrehten. Am 16. April begann die Rote Armee die Schlacht um Berlin. Am 21. April flogen britische und amerikanische Bomber schwere Angriffe auf Attnang, Wels und Linz. Am 22. April fand der letzte Produktionstag von Panzern im Nibelungenwerk in St. Valentin statt. Am 23. April verfasste die Gestapo von Steyr einen Bericht, in dem es hieß: „In Steyr soll man sich schon auf die Ankunft der Russen freuen und weiße Tücher
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