28 Dramatischer Bericht in der Chronik der Pfarre St. Michael „Am 24. 2. gab es schon in der Früh erhöhte Luftgefahr. In der Pfarrkanzlei war eben eine Konversion vorüber, als gegen ¾ 12 die Sirenen heulen und klagend unmittelbar Gefahr melden. […..] In Hast und Eile trachtete alles nach einem schützenden Ort. Zwei Priester blieben im Pfarrhofkeller, der Pfarrer mit zwei anderen Priestern und den Angestellten des Hauses sowie einer kleineren Gemeinde von ca. 12 Personen begab sich nach Übertragung des Allerheiligsten in die Gruft der Kirche unterhalb des Marienaltars. Nach der Erteilung der Generalabsolution, kaum beim 2. Rosenkranzgesetzchen angelangt, meldeten heftige Abwehrfeuer das Nahen feindlicher Flieger. Man sprach von mehreren Hundert. Die nun folgenden nächsten Augenblicke ließen alle heftig zusammenschrecken und noch inständiger beten, denn schon hörte man das immer stärker werdende Einschlagen heruntergeschleuderter Bomben verschiedenen Kalibers, bis ein ohrenbetäubender Lärm, heftige Erschütterungen, Klirren zerbrochener Fensterscheiben den im Luftschutzraum anwesenden Personen größeres Unheil in nächster Nähe kündeten. Der Sturm über der Stadt dauerte rund 15 Minuten. [……] Die Kirche war auf der Westseite oberhalb des Gewölbes über dem Marienaltar von einer ca. 300 kg schweren Sprengbombe getroffen worden, die beim Auf– und Durchschlag die überaus starke Außenmauer durchdrang, mehrere schwere Holzbalken zertrümmerte, das Dach teilweise abdeckte und auf dem Kirchengewölbe geborsten liegenblieb.“27 Die Bombenabwürfe hatten in der Steyrer Innenstadt große Schäden verursacht: Sieben große Häuser in der Ende Gasse waren fast zur Gänze zerstört, am Ortskai, in der Haratzmüller- und Bahnhofstraße waren mehrere Häuser zerstört. Schwer gelitten hatte die Johannesgasse, der oberer Teil ganz weg war; Kollergasse, Damberg- und Altgasse wiesen große Lücken auf und die drei Häuser der Katzenwaldgasse waren gänzlich verschwunden. Viele der 500 und 1.000 kg Bomben fielen in die Enns. „Auf der nur 1.000 m langen Strecke von Zwischenbrücken bis zum Pumpwerk in der Kellau wurden im Fluß und auf der Reder-Insel 253 Einschläge festgestellt. Die Brücken über die Enns und Steyr blieben trotz der zahlreichen Abwürfe unbeschädigt.“28 27 Chronik der Pfarre St. Michael in Steyr, S 102 ff. 28 Steyrer Zeitung 1954. Nr. 9 vom 25.02.1954, S. 4.
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