Die Stadt Steyr, Nachkriegszeit – Besatzung – Wiederaufbau 1945 - 1955

295 Teile des Wälzlagerwerkes und angrenzende Wohngebiete: Fischhub, Kleinabermein, Häuser in Hammer und der zweite Bauabschnitt in Münichholz. Erfreulicherweise waren in Münichholz keine Toten zu beklagen, obwohl 700 Sprengbomben und 2.000 Brandbomben niedergingen; 22 Wohngebäude (inklusive Baracken) wurden total und 50 teilweise zerstört. „Die Fertigstellung des weit ausgedehnten Luftschutzstollensystems in Münichholz, bewirkte Ende des Jahres 1944 eine bedeutende Zunahme der Rücksiedlung.“582 Im Februar 1945 lebten demnach wieder über 6.000 Menschen in Münichholz. Münichholz: Zu Niederösterreich oder Oberösterreich? Es war schon ein kniffliges Problem, das sich nach dem Staatsvertragsabschluss 1955 plötzlich auftat: Bis 1938 gehörte Münichholz zur Gemeinde Behamberg in Niederösterreich. Als 1939 auf Antrag der „Reichswerke Hermann Göring“ mit dem Bau von Münichholz begonnen wurde, störte es weder Auftraggeber noch Bauherren, dass das Gelände auf ehemals niederösterreichischem Boden lag. Zwischen den Reichsgauen Niederdonau und Oberdonau wurde dieses Thema unkompliziert gelöst. Nach dem Zusammenbruch des Deutschen Reiches wurden laut Verfassung vom 1. Mai 1945 die Bundesländer in ihren ehemaligen Grenzverläufen wiederhergestellt. Das bedeutete für Münichholz, dass die Gemeinde wieder zu Behamberg und somit zu Niederösterreich gehörte. Im oberösterreichischen Landtag hingegen wurde am 7. Juli 1947 das Gemeindestatut Steyr beschlossen und dort wurde festgehalten, dass Münichholz ein Teil der Stadt Steyr sei. „So kam es, dass Münichholz nach dem Bundesgesetz zu Niederösterreich, nach dem Landesgesetz aber zu Steyr und damit zu Oberösterreich gehörte. Nach dem Abschluss des Staatsvertrages 1955 begannen Verhandlungen um die Zukunft von Münichholz.“583 Der unklare Rechtszustand erfuhr dann 1958 noch insofern eine Verschärfung, als sich der Niederösterreichische Landtag am 28. Februar 1958 mit einer Gesetzesvorlage befasste, der zufolge Münichholz in die Gemeinde Behamberg eingemeindet werden sollte. „Die Folgen dieser ‚Angliederung‘ an Behamberg wären vielfach überwältigend gewesen. Der Stadtteil besaß im Jahr 1958 außer drei Schulen, zwei Kindergärten und einem Kinderhort kein öffentliches Gebäude. Es fehlten 582 Ebd. S. 57. 583 Ebd. S. 79.

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