294 „Die von der NS-Propaganda geschmähten Baracken, die eigentlich ‚binnen Jahresfrist verschwinden sollten‘, bestanden zu Kriegsende immer noch.“579 Unruhige Zeiten für die Münichholzer Bevölkerung In Münichholz wurde einerseits noch gebaut und trotzdem zogen bereits ständig neue Menschen zu: zunehmend auch Flüchtlinge und Rückwanderer. Im Dezember 1941 wohnten bereits 4.000 bis 5.000 Menschen in der neuen Siedlung. Die Menschen hatten kaum die Wohnungen bezogen und sich häuslich eingerichtet, standen sie vor einem neuen Problem: alliierte Jagdbombergeschwader konnten plötzlich Österreich erreichen und so Kriegshandlungen auch nach Steyr tragen; Steyr war natürlich auf Grund der Rüstungsbetriebe bevorzugtes Zielgebiet der alliierten Flugverbände. „Da sich die ‚Luftlage‘ für Steyr immer mehr verschlechterte und Steyr eine bei Luftangriffen sehr ungünstige Verbauungsweise hatte, ordnete der Gauleiter und Reichstatthalter August Eigruber als Reichsverteidigungskommissar eine teilweise Zwangsevakuierung an.“580 Kaum hatte die zusammengewürfelte Münichholzer Bevölkerung ein wenig Fuß gefasst, wurden viele Familien schon wieder zerrissen. „Familien mit Kleinkindern mussten ganz weg, nur mit größeren Schulkindern durfte man bleiben. Es wurde unsäglich leer in Münichholz“581 Wenige Wochen nach Abschluss der Evakuierungsmaßnahmen erfolgte am 23. Februar 1944 der erste Luftangriff auf Steyr; auf Münichholz wurden bei diesem Angriff 156 Sprengbomben abgeworfen, der Großteil davon fiel auf freies Gelände oder in den Wald. Zehn Häuser waren total beschädigt, vier Häuser teilweise, viele Häuser trugen Dach- und Fensterschäden davon. Als Folge dieses Angriffes verließen nun auch viele jener Familien die Siedlung, die bisher ausgeharrt hatten; die unmittelbare Nähe zum Wälzlagerwerk als mögliches Angriffsziel der Bombenflugzeuge machte verständlicherweise vielen Bewohnern Angst. Beim schwersten Luftangriff auf Steyr am 2. April 1944 haben die 1.000 Sprengbomben und 20.000 Brandbomben dank der Vernebelungsaktion der Steyrer die Stadt nicht mit voller Wucht getroffen. Schwer zu Schaden kamen Quelle: Österreichischer Versöhnungsfonds: [online] URL: http://www.versoehnungsfonds.at [letzter Zugriff: 21.07.2019]. S. 1 ff 579 Ebd. S. 166. 580 Siehe: Retzl/Rammerstorfer. Steyr Münichholz. S. 55. 581 Ebd. S. 55.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2