Die Stadt Steyr, Nachkriegszeit – Besatzung – Wiederaufbau 1945 - 1955

291 Umschlagstellen, und von dort kamen sie auf Zweiggleisen zu den einzelnen Baustellen“.574 Bis zum Jänner 1940 waren bereits 900 der 4.500 projektierten Wohnungen fertiggestellt. Im November desselben Jahres wurde die Dachgleiche für die zweitausendste Wohnung gefeiert. Im August 1941 waren weitere 435 Wohnungen bezugsfähig. Dann veränderte sich allerdings die wirtschaftliche Lage nachhaltig und in der Folge kam es zu Einschränkungen der Bautätigkeit; schließlich wurde der Weiterbau gänzlich gestoppt, sodass von den ursprünglich geplanten 4.500 Wohneinheiten nur zwei Drittel fertig gestellt wurden. Nicht realisiert wurden vor allem infrastrukturelle Gebäude und Plätze, wie z. B. ein geplantes Gebäude für die Hitlerjugend, Kino, Post, ein Hotel, die große Festhalle, der Vorplatz dazu, ein repräsentatives NSDAP-Gebäude sowie eine große Sportanlage. Bunte Bevölkerungsstruktur Dort, wo noch ein paar Jahre zuvor in großen Mengen Gemüse angebaut wurde und vereinzelt Bauernhöfe standen, dort lebte jetzt ein buntes Gemisch unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen, die gleichsam über Nacht eine neue Heimat finden mussten. „Aus allen Himmelsrichtungen und Gauen des Großdeutschen Reiches strömten Menschen herbei und fanden, bedingt durch den Ausbau der nationalsozialistischen Rüstungsmaschinerie, in Steyr eine neue Arbeitsstätte.“575 Eine große Gruppe der neuen Bewohner der Siedlung Münichholz bildeten gleichsam „Einheimische“: Steyrer Arbeiter, die durch das bestehende Wohnungselend in Steyr in Baracken leben mussten, siedelten von der Ennsleite und vom Ramingsteg nach Münichholz und genossen die Vorzüge der neuen Wohnbauten. Eine weitere Gruppe setze sich aus „Alt-Steyrern“ zusammen, die in der austrofaschistischen Zeit ihren Arbeitsplatz verloren hatten und wieder zurückkehren konnten. Eine privilegierte Gruppe bildeten die Reichsdeutschen, die höhere berufliche Stellungen einnahmen; viele Südtiroler Familien siedelten sich an, die 1939 für eine Umsiedlung in deutsche Gebiete optiert hatten. 574 Siehe: Retzl/Rammerstorfer: Steyr Münichholz, S. 35. 575 Ebd. S. 45.

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