Die Stadt Steyr, Nachkriegszeit – Besatzung – Wiederaufbau 1945 - 1955

266 die Seelsorge 1941 an Pater Josef Meindl übertragen, einem Seelsorger, der bereits in seiner früheren Wirkungsstätte in Kärnten mit den nationalsozialistischen Stellen Konflikte austrug, was ihm ein Gau- und Unterrichtsverbot eintrug. Das gleiche widerfuhr ihm in Münichholz: „Die NSDAP sprach das Verbot aus, Gottesdienste in Münichholz abzuhalten.“518 „Als P. Josef Meindl von der Jesuitenkirche hier 1941 mit der Seelsorge unter den Menschen aus den verschiedensten Ländern Europas begann, konnte er nur geheim Taufen spenden und Gottesdienste feiern. Erst nach Kriegsende erlaubte der russische Besatzungskommandant nach langen Verhandlungen die Feier von Gottesdiensten in einer alten, wind- und regendurchlässigen Baracke.“519 Am 1. Jänner 1942 wurde Münichholz zur Pfarrexpositur ernannt, wobei es eine enge Abstimmung mit der Pfarre Steyr-St. Michael gab, die auch für die pfarrlichen Funktionen zuständig war. „Als erste provisorische Stätte für den Gottesdienst in Münichholz diente die Punzerschule und eine Wohnung in der Sternstraße (heute Puschmannstraße 58) war die erste Pfarrkanzlei.“520 Einen provisorischen Kirchenraum gab es ab Juni 1945: Für eineinhalb Jahre lang diente die „Glaserer Baracke“ (Punzerstraße/Gablerstraße) als Raum für die Gottesdienste. Ab 1. Oktober 1946 wurde die Pfarrexpositur in Steyr-Münichholz zu einer selbständigen Pfarre erhoben; am 15. Dezember 1946 fand die feierliche Einweihung des neuen Gotteshauses statt, dessen Bau unter reger Beteiligung der Bevölkerung erfolgt war. „Der Kirchenbau im Jahr 1946 war ein wichtiger Beitrag, die Gräben zwischen Arbeiterbewegung und 518 Siehe Retzzl/Rammerstorfer: Steyr Münichholz, S. 119. 519 Geschichte der Pfarre Münichholz. [online]. URL: http://www.dioeseselinz.at/pfarre/4407/unserepfarre/geschichte. [letzter Zugriff: 02.07.2019]. S. 1. 520 Ebd. S. 120. Der Kirchenbau 1946 trug wesentlich dazu bei, dass die ideologischen Gräben zwischen Arbeiterbewegung und Kirche überwunden werden konnten. Ganz rechts im Bild: Pfarrer Pater Josef Meindl.

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