Die Stadt Steyr, Nachkriegszeit – Besatzung – Wiederaufbau 1945 - 1955

264 Marienkirche (ehemalige Dominikanerkirche) Unmittelbar nach Kriegsende gab es keine Veränderungen. 1963 wurde die Marienkirche nach Auflösung des bisherigen „Religionsfonds“514 in das grundbürgerliche Eigentum der Stadtpfarre übernommen. Pfarre Steyr-St.Michael (Michaelerkirche) Die Michaelerkirche steht dominant erhöht auf einer Plattform am Kreuzungspunkt der Straßenzüge Kirchengasse – Schlüsselhofgasse – Steyrbrücke. Ihre Türme prägen das Stadtbild von Steyr. Festungsartig erscheint der Kirchenkomplex mit dem massiven Baukörper des angebauten Gymnasiums. Die wertvolle und bedeutende baukünstlerische Wirkung ist auch im Zusammenspiel mit der Bürgerspitalkirche und dem gedrungenen Bau des Bürgerspitals zu sehen. Am 24. Februar 1944 wurde die Michaelerkirche im Zuge einer intensiven Bombardierung der Stadt von einer 300 kg schweren Sprengbombe getroffen. Erst nach Kriegsende wurden die Beschädigungen am Kirchengebäude behoben. 1951 restaurierte Dr. Petrus Mayrhofer515 das Hochaltarbild, das den hl. Michael und den Höllensturz darstellt. 514 Der „Religionsfonds“ war eine Gründung Josephs II. und wurde aus den Erlösen der Verkäufe und Versteigerungen der aufgehobenen Klöster gebildet. Aus den Mitteln des Religionsfonds wurden unterschiedliche Aufwendungen (Gehälter, Pensionen usw.) für kirchliche Einrichtungen bezahlt. In der nationalsozialistischen Ära wurden 1939 alle Zahlungen eingestellt; 1940 wurde der Religionsfonds dem Vermögen des Deutschen Reiches einverleibt. Die Kirche musste fortan ihre Aufwendungen aus der neu gegründeten „Kirchensteuer“ bezahlen. Diese Regelung blieb auch nach 1945 in Kraft. Ein Vertrag zwischen der Republik Österreich und der katholischen Kirche schuf 1960 die Rechtsgrundlage für staatliche Zuwendungen für religiöse Zwecke. Quelle: Religionsfonds: [online: [08.11.2018]. URL: http://geschichtewiki.wien.gv.at/Religionsfonds. [letzter Zugriff: 01.07.2019]. S. 1. 515 P.Dr. Petrus Mayrhofer (1905 – 1971) war Benediktinerpater in Kremsmünster und ausgewiesener Kunstkenner, Maler und Restorator. Eine sehr dubiose Rolle spielte P. Mayrhofer in der Nazi-Zeit: 1941 wurde Kremsmünster als Kunstdepot für das geplante Führermuseum in Linz ausgewählt, P. Mayrhofer fungierte als Leiter dieses Kunstdepots, eine Zeitlang war er sogar Leiter der Kunstverwaltung des Führermuseums. Nach Kriegsende wurde P. Mayrhofer wegen seiner Beteiligung am NS-Kunstraub verhaftet. Nach seiner Rückkehr 1948 aus dem amerikanischen Lager wurde er vom Benediktinerorden laisiert, wegen Kunstraub angezeigt und in der Folge in einem aufsehenerregenden Prozess in Steyr wegen Diebstahl und Unterschlagung zu zwei Jahren schweren Kerkers verurteilt; seine Haft saß er in der Strafanstalt Garsten ab. Nach seiner Freilassung widmete er sich beruflich vor allem der Restaurierung von Kirchen und führte ein sehr freizügiges Leben, wobei er gerne die Nähe älterer Damen der Steyrer Gesellschaft suchte. So schrieb zum Beispiel Dora Dunkl über ihn: “Persönlichkeiten wie Dr. Mayrhofer sind selten, facettenreich und vielleicht nicht ganz durchschaubar.“ (Steyrer Zeitung 1977. 03.11 1977, S. 5.) Quelle: Grumböck, Thomas: Doktor Wichtl. Die Biografie eines unbeugsamen Landarztes. Eigenverlag 2018. S. 73ff.

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